DiePresse.com | Kultur | News | Artikel DruckenArtikel drucken


Banksy: Von der Straße in die Galerie

28.02.2008 | 14:20 |  (DiePresse.com)

Der "Guerilla-Künstler" Banksy sprühte sich mit Graffitis den Weg zum Erfolg: Er gilt als der begehrteste junge Star der britischen Kunstszene. Selbst Angelina Jolie und Brad Pitt sollen einen Banksy haben.

"Letztes Jahr mussten wir noch erklären, wer Banksy ist und warum seine Bilder 30.000 bis 40.000 Pfund (40.000 bis 53.000 Euro) kosten", sagt der Galerist Acoris Andipa, in einem Interview mit der "International Herald Tribune". "Dieses Jahr sagt jeder, der hereinkommt, selbst Kunden, die mit ihrem eigenen Privatjet anreisen, 'Wow, ein Banksy und er kostet nur 150.000 Pfund (200.000 Euro).'" Am Freitag wird die Andipa Gallery in London eine Ausstellung mit 60 Arbeiten des "Guerilla-Künstlers" eröffnen. Banksys Bilder kosten dort zwischen etwa 10.000 Euro und 590.000 Euro.

Wie der Künstler, der sich Banksy nennt, wirklich heißt, ist immer noch ein Geheimnis. Vermutlich handelt es sich bei dem Graffiti-Meister um Robert oder auch Robin Banks, einem Engländer Anfang Dreißig. Er soll aus Bristol stammen und seine Karriere in den Achtziger und Neunziger begonnen haben. Interviews gibt er kaum, Fotos des Menschen hinter Banksy sind Raritäten.

Mit der Schablone auf die Hauswand

Ins öffentliche Bewusstsein ist er schon vor längerem vorgedrungen: In vielen europäischen Städten hinterließ er seine Stencil-Bilder. Mit einer Schablone sprühte er satirische Motive auf Häuser und Mauern. Zu seinen berühmtesten Motiven gehören zwei britische Polizisten, die sich eng umschlungen küssen, bewaffnete Polizisten mit gelben Smiley-Gesichtern und Ratten, die Plakate mit Botschaften wie "Du verlierst" oder "Hau ab, solange du nur kannst" halten.

Einige dieser Motive werden auch in der Ausstellung gezeigt. Banksy habe ein Gespür dafür, "satirische Botschaften auf ein einzelnes, einfaches Bild zu reduzieren", meint Andipa. So geschehen auch im Nahen Osten, wo der Künstler mit Freunden die Mauer zwischen Israel und Palästina besprühte. Titel der Initiative: "Santa's Ghetto".

Selbst in das British Museum hat er es geschafft: Mitten unter historische römische Torsi platzierte er ein Stück Mauer, auf dass er mit Filzstift einen Höhlenmenschen gemalt hatte, der Wild jagt und einen Einkaufswagen mit sich führt. Erst nach acht Tagen fiel es einem Besucher auf. Das Museum hat das Stück inzwischen in seine Sammlung aufgenommen.

Breitenwirksam

Mit Guerilla-Kunst haben die Rekordpreise des Malers inzwischen wenig zu tun. Ein sechs Meter langes Werk von Banksy ging im am 6. Februar um 306.000 Euro an einen neuen Besitzer. Es zeigt mehrere Affen und die Aufschrift "Lacht nur, aber eines Tages werden wir die Macht haben".

Ein "Kate Moss"-Bild von Banksy im Stil des legendären Andy-Warhol-Bildes von Marilyn Monroe brachte bei der Versteigerung 96.000 Pfund ein und damit dreimal mehr als im Vorfeld geschätzt. Bei einer Ausstellung in Los Angeles 2006 sollen auch Angelina Jolie und Brad Pitt zugeschlagen haben.

Kostbares Graffiti

Mit der neuen Ausstellung in der Galerie Andipa will der neue Kunststar aber nichts am Hut haben. "Das hat absolut nichts mit ihm zu tun und es gibt auch keinen Kommentar", ließ sein Sprecher verlauten.

Inzwischen ist es nicht mehr leicht, einen echten Banksy auf der Straße zu sehen. In den vergangen Jahren haben die Eigentümer der Gebäude ganze Wände mit Bildern des Künstlers verkauft. In London wurden in jüngster Zeit mehrere Graffitis übermalt. Daneben die Aufschrift: "Alles Gute!". Es wird darüber spekuliert, ob es das Werk eines Straßenkunst-Rivalen ist. Oder ob es Banksy selbst war.

(Red.)


© DiePresse.com