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Galerien in Wien: Liebe suchen, Liebe finden

14.05.2008 | 18:35 | MANISHA JOTHADY (Die Presse)

Die Fotogalerie Wien widmet sich in ihrer neuen Ausstellungsreihe dem schönsten Gefühl der Welt.

Im Wort „Liebe“ scheint die ganze Welt verborgen. Sie ist Rausch, Euphorie, sie ist Leidenschaft und Schmerz. Liebe ist erhaben, beglückend, ist fordernd und schenkend, aber auch beiläufig. Und vor allem – sie ist so vieles mehr.

Dem größten aller Gefühle widmet die Fotogalerie Wien heuer ihren Programmschwerpunkt. Die dreiteilige Ausstellungsreihe erzählt vom Suchen, Leben und Scheitern der Liebe. Wie sehr Liebe mit Selbstbefragung verbunden ist, machen einige der Ausstellenden nun in „Liebe 1 – Suche“ deutlich. Aimée Blaskovic etwa, die eine junge Frau auf einem Seil balancieren lässt.

Liebe also als ständiger Balanceakt zwischen Hingabe und Selbstbehauptung. Mit „I love you, I hate you“ beschreibt Sissa Micheli das Gefühl der Verunsicherung und nimmt dabei eine Pose ein, die sehr an Cindy Shermans „Centerfolds“ aus den Achtzigern erinnert. Die Amerikanerin übertrug damals das Format von Porno-Ausklappbildern auf ihre Arbeiten, um unter anderem den voyeuristischen Aspekt des Betrachtens offen zu legen. Dieser schwingt auch in Michelis Arbeit mit. „What is Love“ fragt Marzena Skubatz in einer poetischen Zusammenführung von Porträts und Landschaften, in denen die Zeit still zu stehen scheint (à 650 €).


Nachgestellte Ideale aus dem Internet

Partnersuche im Internet hat in Zeiten der zunehmenden Vereinzelung Hochkonjunktur: Marion Üdema nimmt erotische Kontaktbilder aus dem Netz und stellt sie mit den jeweiligen Protagonisten in ihrem Studio nach. Diese reinszenierten „Idealbilder“ wirken jedoch unweigerlich parodistisch (à 2900 €). Auch Nina Dick spürt der Liebe via Internet nach, indem sie Einblick in ihre Liebeschats gewährt.

Anna Jermolaewa dagegen veranstaltete eine Singleparty mit Orangentanz, aus der angeblich tatsächliche Partnerschaften hervorgegangen sein sollen. Ähnlich wie Jermolaewas Video (5000 €) haftet auch jenem von „Ivan & Laura“ etwas spielerisch Ritualhaftes an: Das umeinander Herumtänzeln, das miteinander Ringen eines männlichen Zwillingspaares symbolisiert eindrucksvoll die Liebe als Form der Selbstbespiegelung, die Suche des Ichs im Anderen.

Liebesstätten zeigt Armin Bardel in schlichten Aufnahmen, die er mit einer Geschichte im Tagebuchstil wunderschön zu kombinieren versteht. Den schönsten Beitrag in dieser insgesamt gelungenen Schau liefert Oriana Fox mit ihrem Kurzfilm „Excess Baggage“: Wer sich für die große Liebe entscheidet, lässt auch immer ein Stück von sich selbst hinter sich. (Bis 4.6., Währinger Straße59/WUK, Wien 9)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.05.2008)


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