"Personal Tempest" in der Neuen Galerie Innsbruck mit Arbeiten von Catherin Bertola (links) und Eija-Liisa Ahtila.
Innsbruck - Was Yorkshire und Tirol gemein haben? Ähnliche Wetterverhältnisse. Eine Analogie trotz landschaftlich größter Gegensätze, die bei der Lektüre zweier literarischer Klassiker auffiel: Emily Brontës Wuthering Heights (1847) und Thomas Bernhards Amras (1964). In beiden Erzählungen taucht die Natur als eine Form von Gewalt auf, als Spiegel innerer Verfassungen und Darstellung des Bösen. Und auch das Wetter hat da wie dort krankmachende Eigenschaften: So beschreibt "wuthering" turbulente Wetterverhältnisse, die ähnlich verstimmen wie der Föhn in Amras.
Ein subtiler literarischer Konnex, der zeigt, wie fein Tereza Kotyk das Ausstellungskonzept gestrickt hat: Für Personal Tempest, was so viel wie innerer oder zerrissener Sturm heißt, versammelt sie nicht nur Arbeiten, die den Niederschlag seelischer Sturmböen in Landschafts- oder Naturmotiven darstellen (etwa bei Eija-Liisa Ahtila), also diesem romantischen Thema folgen.
Vielmehr zeigt Kotyk auch Werke, die die sprachliche Natur zum Thema haben. Denn auch der Schreibstil Brontës nimmt in "stürmischen" Momenten eine mit dem unverwechselbaren Klang der Stimme vergleichbare Form an: Syntax und Sprache brechen aus. Matthew Buckingham etwa lässt verschiedene Personen Within the Sound of Your Voice niederschreiben: Ein einzigartiger Klang, der sich als visueller Rhythmus der Füllfeder auf dem Papier zeigt.
Die Natur des viktorianischen Interieurs und das "Gefangensein" der Frauen wird in einer animierten Fotografie Catherine Bertolas stimmungsvoll vermittelt. Am Ast hängend wird auch Jas Ban Ader zu einer tragikkomischen Existenz in der Natur.
Das Böse und Unheimliche der Natur, wie es in den literarischen Vorlagen auftaucht, kommt besonders kraftvoll in Roni Horns Arbeit zur Themse in London vor: Sie fotografierte die dramatische Wasseroberfläche und verknüpfte einzelne Punkte mit einer Legende. "Auch der Hudson ist schwarz gefärbt, aber er ist nicht dunkel", notierte sie dort etwa. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 7. Juli 2011)
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