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WIEN (apa). Der jüdische Maler, Zeichner und Plastiker Georg Chaimowicz
ist gestern, Donnerstag, Nachmittag, nur wenige Tage nach seinem 74.
Geburtstag, in Wien gestorben. Chaimowicz starb nach kurzer schwerer
Krankheit in einem Spital. Das teilte Alfred Stalzer, Pressesprecher des
Jüdischen Museums, mit. Chaimowicz, der von den Nazis aus seiner
Heimatstadt Wien vertrieben worden war, wurde durch die Erfahrung von
Ausgrenzung, Flucht und Exil zu einem politischen Menschen und Künstler.
Er suchte stets die politische wie künstlerische Auseinandersetzung mit
gesellschaftlichen Realitäten, die seiner zutiefst humanen Weltsicht
zuwiderliefen.
1929 geboren
Georg Chaimowicz wurde am 3. Juni 1929 in Wien geboren, von wo er 1939
flüchtete. Über Brünn, Prag und Amsterdam gelangte er nach Bogota
(Kolumbien) und studierte an der Escuela de Bellas Artes de la Universidad
Nacional. 1949 kehrte er nach Wien zurück, um sein Studium an der Akademie
der Bildenden Künste bei Sergius Pauser, Herbert Boeckl und Martin Polasek
fortzusetzen. Er lebte lange Jahre abwechselnd in Vence (Frankreich) und
Wien.
Unnachgiebig und unermüdlich
Unnachgiebig und unermüdlich legte Chaimowicz als Künstler
faschistische Züge unter der neobiedermeierlichen Fassade der
österreichischen Nachkriegsgesellschaft bloß, nannte die Dinge beim Name
und scheute nicht die konkrete, und wenn es sein musste auch gerichtliche
Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner. Zugleich kämpfte er mit
derselben Hartnäckigkeit um seine malerischen, zeichnerischen und
plastischen Ziele, heißt es in einer Aussendung des Jüdischen Museums, das
dem Künstler 1999 eine umfassende Retrospektive anlässlich seines 70.
Geburtstags widmete.
© Die Presse | Wien
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