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Abstrakte Preise

27.02.2008 | 18:09 | ALMUTH SPIEGLER (Die Presse)

Rothko und Pollock gehören am Kunstmarkt zum Teuersten überhaupt, erzielen bis zu 140 Mio. Dollar.

Einen „neuen Trend“ sieht Kunstforum-Chefin Ingried Brugger in ihrem Vorwort zum Katalog der heute beginnenden Ausstellung „Monet Kandinsky Rothko und die Folgen“ dräuen: Nach der gegenständlichen Malerei sei jetzt die gegenstandslose wieder da. Was zumindest die dichte Frequenz von Abstraktionsausstellungen bestätigt: Die Fondation Beyeler etwa huldigt zurzeit in Basel dem „Action Painting“ von Jackson Pollock aufwärts. Die Hypokunsthalle München zeigt eine umfassende Retrospektive auf Mark Rothko. Das Museum of Modern Art huldigt ab März der Kraft der reinen Farbe. Und selbst das Klagenfurter Modernemuseum scheint sich dem „neuen Trend“ nicht entziehen zu können und zeigt „abstrakt/abstract“.

Am Kunstmarkt haben in den vergangenen zwei Jahren ebenfalls die Meister der Abstraktion die Liste der teuersten Bilder gestürmt: Seit 2006 wird diese überhaupt von einem „Dripping“ Jackson Pollocks angeführt. Um 140 Mio. Dollar soll Hollywood-Mogul David Geffen die „No.5“ von 1948 an einen mexikanischen Finanzier verkauft haben.

Seriöser nachzuvollziehen ist der Preis, der vorigen Mai Rothkos Gemälde „White Center“ (1950) aus der Rockefeller-Sammlung auf Platz neun der Topliste bugsierte: Die 72,8 Millionen Dollar waren vor vieler Augen bei einer Auktion von Sotheby's geboten worden, sie markieren den höchsten Preis, der bei einer Auktion je für ein Werk aus der Nachkriegszeit erreicht wurde. Allein sechs von Rothkos zehn teuersten Werken wurden im vergangenen Jahr verkauft, berichtete das „Handelsblatt“.

Was sich in diesem neuen Auktionsjahr fortsetzen könnte: In seiner ersten New Yorker Auktionswoche Ende Februar bietet Christie's Rothkos monumentale „No. 15“ von 1952 an, der Schätzpreis bewegt sich „im Bereich von 40 Millionen Dollar“, gibt das Auktionshaus bekannt. Auf ebenso viel war ursprünglich auch das rekordbringende „White Center“ geschätzt worden.

Das zweite Highlight von Christie's Frühlingsauktionen stammt immerhin von einem der Urväter der abstrakten Malerei, Claude Monet: Das 1873 gemalte „Le Pont du chemin de fer à Argenteuil“ sei genau „das herausragende impressionistische Meisterwerk, auf das der Markt gewartet hat“, gibt sich Christie's-Experte Guy Bennett euphorisch. Geschätzt auf ca. 35 Millionen Dollar soll es für Monet einen neuen Preisrekord erzielen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2008)


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