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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
13.06.2002
18:51 MEZ
Gemischtwarenladen der schönen Künste
Bis 17. Juni läuft die 33. Kunstmesse "Art Basel"

Doris Krumpl aus Basel

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artbasel.com

Einen ausführlichen Bericht zur Art Basel lesen Sie im Kunstmarkt der STANDARD- Wochenendbeilage ALBUM
 
Foto:Art Basel
Performancekünstler Skip Arnold legt sich drei Stunden täglich, käsigweiß und so wie Gott ihn schuf, bäuchlings vor den "Art"-Eingang unter eine im Boden eingelassene Glasplatte

Ob knallrosa Hubba-Bubba-Kaugummi, Swarovski-Kristalle oder der von Buntstiftresten gefüllte Inhalt eines Spitzers - immer wieder und noch immer werken die Kunstschaffenden mit abstrusesten Materialien und Mitteln an Variationen des Bildes, dessen Ende bzw. Renaissance in regelmäßigen Abständen ausgerufen wird.

Nach der Vernissage der Art Basel am Dienstag brauchte man sich jedenfalls keine Sorge um das Tafelbild zu machen. Im Gegensatz zu früheren Jahren wagen die dort bis Montag ausstellenden 268 weltbesten internationalen Galerien zeitgenössischer und moderner Kunst weniger Experimente, etwa Installationen oder One-Man-Shows, sondern setzen vermehrt auf (teilweise sehr schlechte) großflächige Fotografie - bevorzugt aus der Schule des Becher-Ehepaares generierte Großstadtkühle - und eben Tafelbilder respektive Malerei. Wobei für Letztere auch die in drei bedeutenden Baseler Museen gezeigte Schau Painting on the Move kräftig die Werbetrommel rührt.

Von Candida-Hofer-Fotos und Thomas-Hirschhorn-Objekten abgesehen hat die Documenta-Kunst kaum Spuren hinterlassen. Der "Markt", der immer mehr einem Gemischtwarenhandel gleicht, bevorzugt vor allem die preismäßig alten Meister Gerhard Richter und vor allem Andy Warhol, von dem sogar schon Fotos verhökert werden - Schnappschüsse etwa, bei denen Liz Taylor von Henry Kissinger geherzt wird oder umgekehrt.

Die in Basel vertretenen österreichischen Galerien (Artelier, Faber, Hilger, Kargl, Krinzinger, König, Nächst St. Stephan, Ropac) behaupten sich in dem hochrangigen internationalen Umfeld bestens. Gut steht der 33. Ausgabe dieser Art Basel auch die jurierte Sonderschau "Art Unlimited", die ausufernde Installationen ermöglicht. Wobei die Objekte die eher langatmigen Videos weit übertreffen. Da flackern auf Zehn-Meter-Leinwänden die bunt-bewegten Bilder einer Pipilotti Rist, da posiert der ausgestopfte Büffel von Mark Dion wie ein Alien zwischen den Kojen, in einem Waggon als Modern Wilderness Unit. Jeder steht hier auf Kunst, und sei es auch nur im Wortsinn auf dem Performancekünstler Skip Arnold, der sich drei Stunden täglich, käsigweiß und so wie Gott ihn schuf, bäuchlings vor den "Art"-Eingang unter eine im Boden eingelassene Glasplatte legt. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.6.2002)


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