Heute photographiert mich der Didi“ – das soll Peter Turrini einst in
ein Notizbuch eingetragen haben, als sich Didi Sattmann bei ihm angesagt
hatte. Nur eine kurze Notiz zur Erinnerung? Oder schwingt da nicht doch
ein bißchen Stolz mit, von einem wie „dem Sattmann“ photographiert zu
werden?
Wir können von letzterem ausgehen. Schließlich hat sich der
Wahl-Weinviertler Sattmann unzählige Künstler dieses Landes vor die Linse
geholt – und ist mit seinen Bildern mittlerweile selbst ein Teil der Szene
geworden, die er seit mehr als 20 Jahren beobachtet. Zeit also, die besten
Aufnahmen zu präsentieren, was nun im Historischen Museum der Stadt Wien
geschieht. Antrieb zu seinen Künstlerporträts sei die Freude an der
Begegnung gewesen, „die Suche nach Antworten auf Fragen der Kunst und des
Künstler-Seins“, so Sattmann.
Wobei Sattmann weit davon entfernt ist, die Porträtierten zu
idealisieren. Denn der Photograph weiß genau, welche Schwierigkeiten
Künstler überwinden müssen, bis sie eine angemessene Anerkennung erwarten
dürfen. „Künstler zu sein, heißt sehr oft, ein Leben unter großen
materiellen Entbehrungen, weit unterhalb der Armutsgrenze zu führen.
Einsamkeit, Verzweiflung, Alkohol und Elend sind nicht selten die immer
wiederkehrenden Begleiter von Künstlerbiographien.“
Dies bewußt zu machen, ist eine der Intentionen des Photographen. Von
Voyeurismus und Zur-Schau-Stellen sind die Dokumente künstlerischen Lebens
in Österreich dennoch weit entfernt. Zu sehen sind bewegende
Momentaufnahmen, die die Verletzlichkeit und Scheu der Porträtierten
hervorkehren und gleichzeitig die Würde der Künstler betonen;
Schnappschüsse, die die Lust am Leben und an der Kunst erfahren lassen;
und nicht zuletzt symbolische Inszenierungen mit Hang zur Ironie.
„Eingefangen“ wurden unter anderem Nitsch, Rühm & Attersee, Helmut
Qualtinger, Elke Krystufek und Walter Pichler.
Zeitdokumente
Nach „Journalisten. Jäger und Gejagte“ (1994) und „coole kids“ (2000)
ist die nunmehrige Schau mit dem Titel „Legenden aus dem Wiener
Kunstbetrieb“ bereits die dritte Einzelausstellung, die das Historische
Museum seinem „Hausphotographen“ widmet.
Den Journalisten kam der ehemalige Photoreporter Sattmann berufshalber
sehr nahe; für die Kids stürzte er sich monatelang in die junge Szene; und
auch für die Künstler hat Sattmann besonderes Gespür bewiesen –
vielleicht, weil er selber einer ist.
Ausstellung: „Legenden aus dem Wiener Kunstbetrieb“,
Historisches Museum der Stadt Wien (Atrium), 16. Mai bis 1. September
2001. Infos: 01/505 87 47-0
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