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10.05.2002 - Ausstellung
Didis Melange
Seit mehr als 20 Jahren photographiert Didi Sattmann Persönlichkeiten der österreichischen Kunstszene. Die besten seiner Aufnahmen sind nun im Historischen Museum der Stadt Wien zu sehen.
von Peter Stuiber


Heute photographiert mich der Didi“ – das soll Peter Turrini einst in ein Notizbuch eingetragen haben, als sich Didi Sattmann bei ihm angesagt hatte. Nur eine kurze Notiz zur Erinnerung? Oder schwingt da nicht doch ein bißchen Stolz mit, von einem wie „dem Sattmann“ photographiert zu werden?

Wir können von letzterem ausgehen. Schließlich hat sich der Wahl-Weinviertler Sattmann unzählige Künstler dieses Landes vor die Linse geholt – und ist mit seinen Bildern mittlerweile selbst ein Teil der Szene geworden, die er seit mehr als 20 Jahren beobachtet. Zeit also, die besten Aufnahmen zu präsentieren, was nun im Historischen Museum der Stadt Wien geschieht. Antrieb zu seinen Künstlerporträts sei die Freude an der Begegnung gewesen, „die Suche nach Antworten auf Fragen der Kunst und des Künstler-Seins“, so Sattmann.

Wobei Sattmann weit davon entfernt ist, die Porträtierten zu idealisieren. Denn der Photograph weiß genau, welche Schwierigkeiten Künstler überwinden müssen, bis sie eine angemessene Anerkennung erwarten dürfen. „Künstler zu sein, heißt sehr oft, ein Leben unter großen materiellen Entbehrungen, weit unterhalb der Armutsgrenze zu führen. Einsamkeit, Verzweiflung, Alkohol und Elend sind nicht selten die immer wiederkehrenden Begleiter von Künstlerbiographien.“

Dies bewußt zu machen, ist eine der Intentionen des Photographen. Von Voyeurismus und Zur-Schau-Stellen sind die Dokumente künstlerischen Lebens in Österreich dennoch weit entfernt. Zu sehen sind bewegende Momentaufnahmen, die die Verletzlichkeit und Scheu der Porträtierten hervorkehren und gleichzeitig die Würde der Künstler betonen; Schnappschüsse, die die Lust am Leben und an der Kunst erfahren lassen; und nicht zuletzt symbolische Inszenierungen mit Hang zur Ironie. „Eingefangen“ wurden unter anderem Nitsch, Rühm & Attersee, Helmut Qualtinger, Elke Krystufek und Walter Pichler.

Zeitdokumente

Nach „Journalisten. Jäger und Gejagte“ (1994) und „coole kids“ (2000) ist die nunmehrige Schau mit dem Titel „Legenden aus dem Wiener Kunstbetrieb“ bereits die dritte Einzelausstellung, die das Historische Museum seinem „Hausphotographen“ widmet.

Den Journalisten kam der ehemalige Photoreporter Sattmann berufshalber sehr nahe; für die Kids stürzte er sich monatelang in die junge Szene; und auch für die Künstler hat Sattmann besonderes Gespür bewiesen – vielleicht, weil er selber einer ist.

Ausstellung: „Legenden aus dem Wiener Kunstbetrieb“, Historisches Museum der Stadt Wien (Atrium), 16. Mai bis 1. September 2001. Infos: 01/505 87 47-0



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