Der Ausspruch des Malers Herbert Brandl auf der
Einladung: "Im Osten geht die Sonne auf, im Westen auch", steht als Motto
für eine längst weltumspannende künstlerische Sprache.
Mumok-Direktor Edelbert Köb hat höchstpersönlich die Ausstellung von
sechs österreichischen Künstlern kuratiert, die unter großem Mediengetöse
und vor begeistertem Publikum erstmals in Chinas bekanntesten Museen zu
sehen waren. Nach ihrer Rückkehr wird die erfolgreiche Schau nun dem
heimischen Publikum im Mumok vorgestellt.
Die sechs beteiligten Künstler, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter
Damisch, Hubert Scheibl, Walter Vopava und Otto Zitko, haben etwa 200 neue
Werke auf Chinareise geschickt.
Die "Neuen Wilden"
Gemeinsam ist diesen Malern neben dem großen Format die gegenstandslose
Orientierung, der relativ hohe Bekanntheitsgrad und die Etablierung am
heimischen Kunstmarkt.
Sie werden als die Generation der in den Fünfzigerjahren geborenen
Vertreter der expressiven Malerei der "Neuen Wilden" bezeichnet.
Das stimmt streng genommen nur für Bohatsch, Brandl und Damisch in den
Achtzigerjahren. Vopava ist nicht nur älter, er kann eigentlich nur als
individuelle, dem Phänomen nahe stehende Position betrachtet werden.
Scheibl und Zitko, wurden erst viel später in die als traditionsreich
geltende expressive Malereischiene Österreichs "eingepasst", obwohl Zitko
mit endlosen Zeichnungslinien durch Räume begonnen hat.
Doch von Etikettierungen und Vermeidungen solcher Art einmal abgesehen:
Die Schau spiegelt eine persönliche Wahl, wie sie jedem Kurator zusteht,
ob sie repräsentativ für die Malerei unseres Landes ist, ist wiederum eine
andere Frage.
Warum die Malerei in Österreich aber nach wie vor rein männlich besetzt
sein soll, bleibt schleierhaft.
Nicht nur unter den Altmeisterinnen (der Generation Vopavas oder sogar
Ältere wie Christa Hauer, Maria Szeni, Grete Yppen) gäbe es einige starke
Begabungen vorzuweisen.
Martha Jungwirth, an Qualität unübertroffen, hat mit ihren expressiven
Abstraktionen schon zu Zeiten der "Wirklichkeiten" die "Neuen Wilden" um
zehn Jahre vorweg genommen. Ebenso frisch sind auch abstrakte Positionen
unter den Jüngeren wie Hannah Stippl, Ona B., Irma Eberl oder Edith Spira.
Einige von ihnen sind am Markt sogar über Österreich hinaus etabliert,
wenn gleich – wie im übrigen Arbeitsleben – immer noch zum Großteil mit
geringeren Preisen versehen. Gerade das wäre aber ein Grund, sie endlich
auf gleicher Ebene zu positionieren.
Bleibt also nur die letzte Zeile eines bekannten Klageliedes zu singen:
"Wo sind sie geblieben?"
Was Wer Wo Wie
„China retour“
Edelbert Köb (Kurator)
Mumok, bis 19. Februar 06
Di–So: 10–18, Do: bis 21Uhr
Gute Auswahl, leider keine Malerinnen.
Freitag, 16. Dezember
2005