Salzburger Nachrichten am 7. Oktober 2006 - Bereich: Kultur
Viel Kunst für Nachtaktive

Rund 500 Museen, Galerien und Ateliers in ganz Österreich nehmen heute, Samstag, an der mittlerweile siebenten "Langen Nacht der Museen" teil.

ERNST P. STROBLWIEN (SN). Am Beginn der vom ORF initiierten Aktion "Lange Nacht der Museen" herrschte noch vereinzelt Skepsis bei den Museums- und Galeriebetreibern. Manche entzogen sich dem nächtlichen Treiben mit dem Hinweis, weder personell noch finanziell genügen zu können. Heute ist es für die meisten Kunsttempel undenkbar geworden, nicht dabei zu sein. Von Jahr zu Jahr wachsendes Publikumsinteresse und zahlreiche neue Programmpunkte machten aus der "Langen Nacht der Museen" eines der größten österreichischen Kulturevents. Die Zahl der teilnehmenden Museen ist seit Bestehen der Aktion von 100 auf rund 500 gestiegen, die Zahl der Besucher von anfänglich 57.500 auf mehr als 326.500 im letzten Jahr.

Allein in Wien sind 81 Institutionen bis nach Mitternacht geöffnet, von der Albertina bis zum Zoom-Kindermuseum, vom Altwiener Schnapsmuseum bis zum Zeiss-Planetarium. In allen österreichischen Landeshauptstädten gibt es einen Treffpunkt - in Wien ist es der Heldenplatz -, wo es Tickets und Folder gibt und von dem aus man eine Route durch die Museen und Galerien antritt oder mit Shuttlebussen weiter entfernt gelegene Ziele ansteuern kann.

Das bewährte Konzept bleibt unverändert: Ein einziges Ticket - regulär 12 Euro, ermäßigt 10 Euro - ermöglicht von 18 Uhr bis 1 Uhr früh den Zugang zu allen Museen und Galerien sowie die Benützung der Shuttlebusse.

In vielen Museen wird mittlerweile auch ein besonderes Kinderprogramm angeboten: So gibt es in Wien, wo sich über 20 Museen, vom Schuhmuseum bis zum Theatermuseum, am Kinderservice beteiligen, einen eigenen Kinderpass. Im Naturhistorischen Museum, traditionell einer der Hauptanziehungspunkte, zeigen Präparatoren, wie man Tiere ausstopft, ein Experte erzählt, "Was Sie immer schon über Sex wissen wollten". Für Erwachsene steht ein Edelsteinfachmann zur Verfügung, um Echt von Falsch unterscheiden zu helfen.

In Wien neu hinzugekommen sind etwa die Universität für angewandte Kunst mit ihrer Sammlung, das im vergangenen November eröffnete Staatsopernmuseum, das erzbischöfliche Dom- und Diözesanmuseum, das Globenmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek oder die barocke Klosterapotheke des ehemaligen Ursulinenklosters.

Ein Blick in die jeweiligen Landesfolder (oder ins Internet) bringt Erkenntnisse, was es nicht alles gibt! In Oberösterreich lädt das "Linzer Museum für Geschichte der Zahnheilkunde in OÖ" zum Besuch, in Maissau in Niederösterreich gibt es in der "Amethyst-Welt" eine "Vollmondführung entlang des Chakrenweges". Auf der imposanten Burg Hochosterwitz in Kärnten ist im Burgverlies eine Kunstausstellung, ebenfalls in Kärnten gibt es eine spezielle Vorführung mit Feuer, Wasser und Nebel: In der Kläranlage Klagenfurt bietet sich eine "Klärwurmshow" rund um eine Wurmskulptur an.

Ein anderer Wurm ist in Wien zugange: Im MUMOK wird der Künstler Erwin Wurm eine seiner berühmten Performances abhalten. Körperbeherrschung und Beweglichkeit kann man auch in der Sammlung Essl in Klosterneuburg bewundern, wo zur Ausstellung "China Now" Artisten das "Wunder der Beweglichkeit" vorführen.

In Vorarlberg denkt man grenzüberschreitend, denn auch das Liechtensteinische Landesmuseum in Vaduz beteiligt sich an der "Langen Nacht der Museen". Reizvoll klingt ein Besuch des Gösser Braumuseums in der Steiermark, wo man einschlägig Interessierten Bierkultur und Biergenuss näher bringen will. Information: http://langenacht.orf.at