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Modefotografie: Kate, die Queen und Zungenküsse

19.09.2009 | 18:46 | von Almuth Spiegler (Die Presse)

Andrea Preiss eröffnet Ende September in Wien einen Showroom für exklusive Modefotografie.

Fashion-, also Mode-, und Celebrity-Fotografie (was man weniger elegant ins Deutsche übersetzen kann) ist in Österreich ein praktisch unbekannter Markt. Man sieht die Bilder zwar in der „Vogue“ oder im „Presse“-Schaufenster, hin und wieder in Foto-Ausstellungen im Kunst Haus oder der Wiener Kunsthalle. Aber dass man sich die lächelnde Queen oder die Zungenküsse von Rankin, die verheißungsvoll glänzenden Körperknäuel von Andreas Bitesnich oder Quentin Tarantinos diabolischen Blick, fixiert von Christian Witkin, auch ins Wohnzimmer hängen kann, scheint noch um einiges abwegiger zu sein, als sich etwa einen Vintage Print von Irving Penn oder Cartier Bresson zu leisten.

Der internationale Markt erzählt allerdings von anderen Vorlieben, Fashion-Photography ist seit einigen Jahren bereits fixer Bestandteil der Foto-Auktionen großer Häuser, vor Ausstellungen wie der von Rankin diesen Sommer in einer Londoner Brauerei etwa, dem hierzulande weitgehend unbekannten Gründer u. a. des „Dazed and Confused“-Magazins, stehen die Leute Schlange.

Der österreichische Kunstsammler aber ist eben konservativ, auch bei der künstlerischen Fotografie. „Da hinken wir ein wenig nach“, gibt Andrea Preiss zu. Die flotte Werberin, mit ihrer Agentur seit 20 Jahren auf prominente Models spezialisiert, war selber erst klassische Kunstsammlerin, ihr Vater lebte in Florida, war lyrisch-naturalistischer Maler. Berufsbedingt kam sie aber bald in engen Kontakt mit den wichtigsten Protagonisten der künstlerischen Modefotografie.

Handsigniert, auf Bestellung. Aus ihrer eigenen Not heraus, in Galerien nie genug Auswahl zu bekommen, entwickelte sie gemeinsam mit den Starfotografen das Konzept von „photographerslimitededitions.com“, einer Online-Kaufausstellung, die vor zwei Jahren ins Netz ging. Mehr als 20 Fotografen konnte sie dafür nicht nur gewinnen, „sie waren begeistert“, erzählt sie. Gemeinsam entwickelte man handsignierte Editionen, eine langwierige Arbeit, da Fotografen wie Arthur Elgort oder Greg Gorman viel beschäftigt und gut situiert sind, „die sind alle 300 Tage im Jahr unterwegs“, erklärt Preiss.

Am schnellen Geld, an Masse, ist hier keiner interessiert, eher daran, den eigenen Kunstanspruch zu festigen. „David Lachapelle etwa würde es den Magen umdrehen, wenn man ihn als Modefotografen bezeichnen würde. Aber von ihm ist im Moment sowieso nichts am Markt“, so Preiss. Dementsprechend klein sind ihre Auflagen, von drei Exemplaren bis zu höchstens 25. Dadurch hebt sie sich vom erfolgreichsten Online-Fotovertrieb, der deutschen „Lumas“-Galerie, ab, wo es Auflagen bis zu 150 Stück gibt. „Das funktioniert wie eine Postergalerie“, so Preiss, „sie tun sich dementsprechend schwer, namhafte Künstler zu finden“.

Einsteigen kann man aber auch bei Preiss auf überschaubarem Niveau, ab etwa 3000 Euro ist man dabei. Zu den teuersten Werken gehören die von Roxanne Lowit, die bis zu 20.000 Euro gehen. Musste man dafür bisher nach London oder New York düsen, ist die Online-Galerie 24 Stunden am Tag offen und gibt, noch wichtiger für Preiss, einen bisher nicht üblichen Überblick über das jeweils erwerbbare Oeuvre.

Ab 29. September wird ihre Galerie dennoch in der realen Welt landen, nämlich am Bauernmarkt 14, wo man in einem „Showroom“ die Werke in Originalgröße sehen kann. Wichtig vor allem auch für Innenarchitekten, mit denen Preiss viel arbeitet. Daher tut sie sich schwer, die Zahl der Sammler zu benennen, die sie betreut, 30, 40 werden es sein, meint sie.

Sammler aus Texasund der Ukraine. Aus Österreich jedenfalls kommen (noch) die wenigstens, der Kundenstock ist „stark durchwachsen“, so Preiss, viele kommen aus den USA, aus Texas, aber auch aus dem Osten, aus Bulgarien, Russland, der Ukraine. Dabei ist die Kreativszene gar nicht so stark vertreten, wie man glauben könnte, viele von Preiss' Sammlern sind Anwälte, Ärzte, „finanziell gehobeneres Publikum“, beobachtet die quirlige Unternehmerin. Dabei ist die Schwellenangst, die bei bildender Kunst sonst oft zu beobachten ist, weniger vorhanden: „Contemporary Photography hat einfach eine große Plakativität, man braucht keinen großen Kunst-Background, das gefällt den Leuten einfach.“


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