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Schulden: Leopold Museum versteigert Schiele-Gemälde

05.05.2011 | 12:59 |  (DiePresse.com)

Um die Schulden für die Rückholung von Schieles "Wally" zu tilgen, verkauft das Leopold-Museum ein anderes Bild des Malers: "Häuser mit bunter Wäsche" könnte zum teuersten je versteigerten Schiele werden.

Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hatte die Leopold-Museum Privatstiftung im vergangenen Sommer fast 15 Millionen Euro für das Schiele-Gemälde "Bildnis Wally" bezahlt. Um die dafür aufgenommenen Schulden zu tilgen, lässt das Museum ein anderes Schiele-Gemälde versteigern. Die Wahl des Stiftungsvorstands ist einstimmig auf ein Ölgemälde von Schiele gefallen: Das 1914 entstandene "Häuser mit bunter Wäsche" wird am 22. Juni im Rahmen der Sommeraktion bei Sotheby's in London versteigert, gab das Museum am Donnerstag in bekannt.

Die Stiftung rechnet damit, dass "Häuser mit bunter Wäsche" "zum teuersten je versteigerten Schiele aller Zeiten werden" könnte. 2006 habe eine Stadtlandschaft Schieles, von denen das Leopold Museum acht weitere besitzt, mit einem Ergebnis von 22,4 Millionen Dollar (damals 17,5 Millionen Euro) den Kunstmarkt-Weltrekord für Schiele gebrochen.

Schätzwert liegt bei 30 Millionen Euro

Der Schätzwert für das Werk "Häuser mit bunter Wäsche (Vorstadt II)" liegt laut Angaben des Leopold Museum bei rund 30 Millionen Euro, was einen deutlichen Kunstmarkt-Rekord für Egon Schiele darstellen würde. Das Ölgemälde, das vom damals 24-jährigen Schiele geschaffen wurde, stammt ursprünglich aus dem Besitz von Heinrich Böhler und wurde 1952 von Rudolf Leopold über die Witwe Böhlers erworben. 1994 wurde es in die Leopold-Privatstiftung eingebracht.

Das Auktionshaus Sotheby's spricht von "einem der bedeutendsten Meisterwerke von Egon Schiele" und geht von einem Schätzpreis von 36 bis 50 Millionen Dollar (24 bis 33 Millionen Euro) aus. "Abgesehen von der Seltenheit und Qualität" sei das Bild "auch durch seine berühmte Provenienz von entscheidender Bedeutung", betont Helena Newman von der Sotheby's-Abteilung für Impressionismus und Klassische Moderne, "da es niemals zuvor auf dem Auktionsmarkt und seit seiner Entstehung in lediglich zwei und zudem sehr angesehenen Sammlungen gewesen ist".

Es sei ein von Rudolf Leopold hochgeschätztes Bild, heißt es seitens des Museums, das sich laut dem kaufmännischen Direktor Peter Weinhäupl "in der glücklichen Lage" befinde, acht weitere Stadtlandschaften Schieles zu besitzen. "Natürlich wird das Bild fehlen, aber es hilft uns den notwendigen letzten Schritt im Fall Wally zu setzen", so Weinhäupl.

Bisher schwierigste Entscheidung

Das "Bildnis Wally" war nach Beschlagnahmung in New York, einem zwölfjährigen Rechtsstreit und einem Vergleich in Höhe von 15 Millionen Euro mit den Erben der ursprünglichen Besitzerin Lea Bondi-Jaray im Sommer 2010 nach Wien zurückgebracht worden.

Um den Kredit dafür zu begleichen, habe die Stiftung "die bisher wohl schwierigste Entscheidung hinsichtlich des Sammlungsbestandes treffen" müssen. Die Trennung von dem Werk sei "schmerzlich", sagt Weinhäupl. Sie erfolge aber für "eine wichtige und richtige Sache".


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