23.07.2001 13:16:00 MEZ
Unmäßig, unruhig und obendrein nie zeitgemäß
Ernst Fuchs: "Ein phantastisches Leben" in Buchform und auf Leinwand

Wien - "In der Kunst war ich nie zeitgemäß, im Leben unmäßig, unruhig": Auf diesen Nenner bringt Ernst Fuchs seine im Kindler Verlag erschienenen Erinnerungen an ein "Phantastisches Leben", die am Dienstag (24.7.), in der Villa Fuchs präsentiert werden. Einen freihändig gestalteten Einblick in Fuchs' sehr persönliche Zaubertruhe voll Anekdoten und Phantasien, sexueller Erfahrungen und Obsessionen, unbekannter und berühmter Persönlichkeiten bietet das Buch. Eines jedoch sucht man, trotz dahingehender Bewerbung seitens des Verlages, vergeblich: Einen bedeutenden Beitrag zur Kulturgeschichte Wiens.

Über die extremen Pole der Sexualität nimmt der am 13. Februar 1930 in Wien geborene Künstler seinen Einstieg in die Erinnerungen, an die Chronologie hält sich der oftmals assoziativ über die Jahrzehnte springende Text nicht. Nach prägenden Kindheitserinnerungen und Schilderungen über die Aufnahme als 15-jähriger in die Akademie der Bildenden Künste unmittelbar nach dem Krieg, findet das Buch zu einem Höhepunkt bei Fuchs' ersten Jahren in Paris (Anfang der 50er Jahre). Gemeinsam mit Friedensreich Hundertwasser verbrachte Fuchs Jahre in Armut.

Von da an jedoch verliert das Buch an Kohärenz: Wo man mehr über die Entstehung der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus" erfahren möchte, hangelt man sich durch Frauengeschichten, wo die Kunstszenen von New York und Los Angeles, wo Fuchs 1955-57 lebte, beschrieben werden könnten, liest man über Fuchs' Gotteserfahrung während eines Happenings.

Berühmte Persönlichkeiten säumen Fuchs' Leben - Salvador Dali, H. C. Artmann, Arnulf Rainer, Elias Canetti und andere werden jedoch mehr erwähnt als beschrieben. Mehr als die versprochenen Erinnerungen bietet das schön gestaltete Buch wohl eine Annäherung an Fuchs' persönliches, unzeitgemäßes Weltbild.

Private Einblicke auch bei der Werkschau des "Phantastischen Realisten" im Palais Harrach

Das Kunsthistorische Museum zeigt im Palais Harrach über 200 Werke des Surrealisten und Mitbegründers der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus". Den Schwerpunkt der Ausstellung, die mit Ölbildern, Pastellen, Grafik-Zyklen, Entwürfen, Modellen und Skulpturen einen vielfältig gestalteten Schaffensüberblick geben soll, bilden Fuchs' frühe Arbeiten.

Einen privaten Einblick in sein Schaffensumfeld gibt das ebenfalls ausgestellte "Ernst-Fuchs-Zimmer" mit Fuchs' Privatmöbeln und Dekorationsgegenständen. Ebenso werden Werke aus dem Privatmuseum der Otto Wagner-Villa wie der "Lohengrinzyklus" und die großen Ölgemälde aus den 70er und 80er Jahren ausgestellt werden. (APA)




Quelle: © derStandard.at