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Das Gesicht aus "Copy Shop": Johannes Silberschneider

Johannes Silberschneider ist in Virgil Widrichs Oscar-nominiertem Film "Copy Shop" der Copy-Shop-Betreiber Alfred Kager, der sich so lange vervielfältigt, bis die ganze Welt nur mehr aus ihm zu bestehen scheint

Wien (APA) - . "Ohne Johannes Silberschneider wäre 'Copy Shop' sicher nicht diese Erfolgsstory geworden", meinte Widrich im Gespräch mit der APA. Im Folgenden ein Porträt des Schauspielers.

"Er ist ein ganz eigener Vogel, ein Mensch ohne Handy und Internet, der ganz in seiner eigenen Welt lebt. Er ist nicht ganz in der Gegenwart. Und das hat er auch in 'Copy Shop' mitgebracht", erzählt Widrich über Silberschneider, der ihn schon als Hauptdarsteller in Michael Kreihsls Film "Charms Zwischenfälle' (1996) begeistert hat. "Ich glaube nicht, dass er jemand ist, der unbedingt in Amerika Karriere machen will, aber ich glaube, dass ihm die Oscar-Nominierung auch für Europa hilft. Silberschneider gehört in den hochqualitativen europäischen Film."

Dass der 1958 in Mautern im Liesingtal geborene Steirer nach der Schauspielausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar parallel zu seiner Theaterlaufbahn eine internationale Filmkarriere eingeschlagen hat, verdankt er nicht zuletzt seinem markanten Aussehen eines tragikomischen Stummfilm-Helden, mit dem er auch "Copy Shop" den 30er/40er-Jahre-Touch verliehen hat. Ein Projekt, für das er übrigens laut Widrich sofort Feuer und Flamme war, "obwohl es natürlich nicht viel Geld gab".

Auf der Bühne debütierte Silberschneider 1983 nach seinem Schauspielabschluss am Schauspielhaus Zürich. Es folgten feste Engagements in Stuttgart, Hamburg, München, Berlin und Klagenfurt. Er spielte u.a. den Jake in Peter Zadeks Inszenierung "Mondlicht", den Titelhelden aus "Figaro lässt sich scheiden" (Regie: Brian Michaels) und den Julius Flottwell in der August Everding-Inszenierung "Der Verschwender".

Silberschneiders Film- und Fernsehkarriere begann 1981 mit Axel Cortis Fernsehfilm "Ferry, oder wie es war" an der Seite von Armin Mueller-Stahl und Fritz Muliar. Mit Corti drehte Johannes Silberschneider auch die TV-Filme "An uns glaubt Gott nicht mehr" (1982) und "Herrenjahre" (1983). Im Kino war er u.a. 1990 als Kanzler und Chauffeur in der Comic- und Realverfilmung von "Werner - Beinhart!" zu sehen, mit Detlev Buck drehte er "Männerpension" (1996) und "Liebe Deine Nächste" (1998), mit Michael Haneke "Das Schloß" (1997). Im Vorjahr spielte er in Bruce Beresfords Gustav-Mahler-Biografie"Bride of the Wind" und in Robert Dornhelms "Anne Frank - The Whole Story". Zu seinen jüngsten Projekten zählen "Knick Knatterton - Der Film" von Niki List und Markus Rosenmüller und Kreihsls Komödie "Tigermännchen sucht Tigerweibchen", die bei der kommenden Diagonale in Graz gezeigt wird.

Sein Typ hat Silberschneider übrigens für eine ganz spezielle Leibrolle prädestiniert: Er ist, so Widrich "ein genialer Goebbels-Imitator, dass einem kalt wird". Zu sehen unter anderem in Fernando Truebas spanischer Tragikomödie "Das Mädchen deiner Träume" (1998) mit Penelope Cruz und in Horst Königsteins TV-Doku "Jud Süß - Ein Film als Verbrechen?" (2001).
2002-03-14 10:54:00