20.12.2002 16:26
Wolfgang Kos bereit zu Übernahme
Künftiger Direktor der Museen der Stadt Wien: "Ich will den offiziösen
Geruch durch Frischluft ersetzen"
Wien - Auch in der Museumsarbeit "Themen erspüren, die
die Menschen bewegen", will Wolfgang Kos, der ab 1. April 2003 die Leitung der
Museen der Stadt Wien vom scheidenden langjährigen Direktor Günter Düriegl
übernehmen wird. Die Stimme des studierten Historikers führte viele Radio-Fans
durch das "Popmuseum" und die "Spielräume", auch an die - zu Jahresbeginn 2002
ausgegliederten - Museen der Stadt Wien wird er "mit der fragenden Neugierde
eines Publizisten herangehen": Ein Museum "ist kein statischer Ort und muss sich
mittels selbst gesetzter Themen und originärer Themen immer wieder neu
erfinden".
Hot Spots
Verstaubt, versteckt, nicht zeitgemäß
in der Präsentation seien die vielfältigen Häuser der Museen der Stadt Wien,
wurde vor der Neubestellung ihres Leiters vermehrt Kritik laut. Dem Historischen
Museum "endlich der internationalen Bedeutung der Sammlung" entsprechende
Ausstellungsräume zu verschaffen, habe "absolute Priorität" in der künftigen
Arbeit, meint Kos. Schließlich gehe es darum, mit innovativen
Präsentationsformen eine zeitgemäße Darstellung der Geschichte einer Stadt zu
ermöglichen.
Wobei sich der medienerfahrene Historiker anstelle einer
kompletten Abhandlung der Stadtgeschichte den Focus auf die "heißen Zonen der
Geschichte, wo sich Grundlegendes verändert hat", legen will. "Es gibt nicht die
eine Stadt", sondern "unendlich viele Lesarten und Darstellungsmöglichkeiten.
Wenn das aus meiner Arbeit klar wird, dann ist das schon viel".
Werdegang
Der am 12. 5. 1949 in Mödling geborene
Radiomacher und Ausstellungskurator Kos gilt als Generalist. Der für fünf Jahre
bestellte neue Museumsdirektor machte sich u.a. mit den Ausstellungen "Die
Eroberung der Landschaft" und "Alpenblick" als Kurator einen Namen und hat an
der Universität Wien einen Lehrauftrag. Mit Jahresende will Kos beim ORF
kündigen und nur noch gelegentlich für das Radio arbeiten.
Der
"historische Moment der Ausgliederung" sei "geradezu eine Verpflichtung, das
Museum als eigenständigen kulturellen Player zu etablieren", dessen Programm in
der Wiener Museumslandschaft eine klar definierte Position einnimmt. Konkrete
Pläne sind Kos, der sich "zwischen Enthusiasmus und Realitätsschock" befindet,
kaum zu entlocken. "Ich spreche immer nur in Hoffnungen", so der Optimist
(Eigendefinition) Kos, der das Museum weder als "Selbstbedienungsladen für
Lobbyisten" sehen noch sich von den "drohenden" Jubiläen das Programm diktieren
lassen will.
Projekte
Mit den bisher bekannten
Ausstellungsvorhaben des nächsten Jahres, zur Sammlung Serge Sabarsky und zu
Helmut Qualtinger, hat Kos noch nichts zu tun. "Wenn ich meine Tätigkeit
aufnehme, beginne ich für den Zeitraum ab 2004 zu planen". Die immer wieder
angedachte Kooperation mit dem Künstlerhaus, wo im Zuge eines Ausbaues
"exzellente Ausstellungsräume" hinzugewonnen werden sollen, "scheinen sich auch
bei den verantwortlichen Politikern zu konkretisieren, so dass man da auf
Verwirklichung hoffen kann".
In Zukunft will Kos in einem
"Universalmuseum allerbester Tradition" auch "verstärkt große Ausstellungen"
erarbeiten. "Damit meine ich jedoch nicht Blockbuster-Schauen, sondern in einem
großen Bogen konzipierte interdisziplinäre Projekte mit nachhaltiger Wirkung".
Das Museum mit seiner "imposanten" Sammlung müsse ein "kulturelles Relais
zwischen der Wiener Kultursituation und der internationalen Wahrnehmung sein",
kein "übergroßes Heimatmuseum". Basis hiefür sei neben "aktuellen Themen auch
die Darstellung der Geschichte im Vergleich mit anderen Städten, in ständigem
Dialog mit der eigenen Sammlung".
Ich will, wo immer er auch noch
sein möge, den offiziösen Geruch durch Frischluft ersetzen"
Die
besondere Position der Museen der Stadt Wien könnte darin liegen, "die
Kunstwerke nicht nur als Kunstwerke zu zeigen, sondern sie in einen kulturellen,
gesellschaftlichen, sozialgeschichtlichen Kontext zu stellen, in ein
gesamtheitliches Erlebnispanorama. Ich will, wo immer er auch noch sein möge,
den offiziösen Geruch durch Frischluft ersetzen." (APA)