diepresse.com
zurück | drucken
19.12.2001 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Meyer Kainer. Jorge Pardo ist einer jener Künstler, die im Zuge der Kontext-Kunst groß geworden sind. Doch anders als viele, die sich im Netz der Kunstbetriebsanalyse verhedderten, verfolgt er einen analytisch-ironischen Ansatz. Design, Räume, Architektur spielen dabei als soziokulturelle Umfelder eine Rolle. Wunderschöner Beleg dafür ist eine riesige Leuchtkonstruktion aus sonnengelbem PVC. Bis auf einen Meter über dem Boden hängend, dominiert sie den mittleren Raum und produziert Schatten- und Gedankenspiele. Spannung erzeugt auch eine Serie von zehn minimal variierten Computerdrucken mit Festtagswünschen und -signets. Dagegen wirken Pardos farbkräftige Sprühbilder mit Namenszügen prominenter Kunsthändler platt - bei allem Hedonismus (I., Eschenbachgasse 9; bis 17. Jänner 2002).
Galerie Hohenlohe & Kalb. Mit Ines Doujak und Franz Kapfer werden zwei irritierende Werkkomplexe präsentiert. Kapfer diskutiert in Aktphotos und Filmen Bilder der Männlichkeit. Prima vista spannt er den Bogen zwischen Antike und Nationalsozialismus, de facto zeigt er auf, daß sich an manch überkommenem Ideal nichts geändert hat. Am treffendsten gelingt ihm das, wo er die Anstandsregeln des Kunstbetriebs saftig unterläuft.

Das tut auch Doujak. In der Manier früher feministischer Kunst analysiert sie Rollenmuster. Daß ihr Ästhetik ein Fremdwort scheint, entpuppt sich als bewußte Entscheidung. Um so präziser ist sie bei der Wahl der Sujets, inszeniert in einer Dia-Schau die sich bis zur Umarmung steigernde Begegnung einer als orthodoxer Jude verkleideten Frau und eines Transsexuellen. Meist läßt sie jedoch viel offen - worin auch ihr Geheimnis liegt (I., Bäckerstraße 4; bis 25. Jänner 2002).

Galerie H. S. Steinek. Die Beschäftigung mit dem Körper ermöglicht Gudrun Kampel ein weites Feld von Variationen. Die Schau gibt Einblick in ihre neuere Produktion, bei der sie sich hauptsächlich auf die inneren Organe und deren kulturelle Wahrnehmung konzentriert. Zumeist aus Seide genäht und ausgestopft, verweisen die Objekte spielerisch auf unbewußt waltende volkstümliche und alltägliche Zusammenhänge. Da gibt es "Herzleibchen", "Beckenröcke", "Gefühlsgarderoben". Neuerdings sind Kuscheltiere als Material hinzugekommen. Kunstfertig spaziert Kampel am Kitsch entlang. Das Risiko des Absturzes nimmt sie in Kauf (I., Himmelpfortgasse 22; bis 12. Jänner).



© Die Presse | Wien