Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte

Galerien live

Illustration

Der Zauberer von Rosa

(cai) Irgendwo außerhalb des Regenbogens, ja, da liegt sie (von der Sie wohl trotzdem noch in keinem Schlaflied etwas gehört haben): die Farbe Magenta. Nicht einmal die beste Suchmaschine (Google) könnte die im Regenbogen finden. Weil sie einfach nicht dort ist. Nein, Judy Garland hat sie nicht besungen. Sonst wären deren Worte ja gewesen: "Somewhere out of the rainbow" ("außerhalb vom Regenbogen", nicht "darüber"). Die Stadt Magenta liegt übrigens in der Lombardei. Sicher unter diversen Regenbögen.

Gerwald Rockenschaub lässt uns nun (auf seine lapidar romantische, strenge Art) vor der Macht des helleren Purpurs wonniglich erschaudern. Zunächst glaubt man: Ui, die Galerie Kargl ist jetzt eine Filiale der deutschen Telekom. Aber die Empfangstheke ist eh nicht in Telemagenta, sondern in Erikaviolett gehalten. Dann die melodraminimalistische "Bühne": maler-und-anstreicher-weißer Raum, zwei Wände verhängt mit spezialpinkem Vorhang. Magenta ist eindeutig eine unterschätzte Droge. Bei erheblichem optischem Magentakonsum fällt man vielleicht nicht ins Koma (außerdem nimmt der Rockenschaub kein billiges Fuselmagenta, sondern RAL-Farben), die berauschende Wirkung lässt sich jedoch kaum verleugnen: die erhöhte Emotionalität, die gesteigerte Redseligkeit. Der magentagetränkte Vorhang reißt einem die klassischen Monologe ja förmlich aus dem Mund ("Sein oder Nichtsein, das ist hier die Farbe")! Ich bin mir nicht sicher, ob man, wenn man die Galerie wieder verlässt, überhaupt noch verkehrstüchtig ist.

Galerie Georg Kargl
(Schleifmühlgasse 5)
Gerwald Rockenschaub
Bis 11. August
Di. bis Fr. 11 bis 19 Uhr
Sa. 11 bis 15 Uhr
Holladaro!

-----

Hans Guck-ausm-Fenster

(cai) Die Sterne holt uns Adrien Tirtiaux nicht herunter. (Das wäre ja epigonal.) Lieber besorgt er uns gleich den ganzen Himmel. Man öffnet das Fenster und da hängt er frontal vor einem. Irgendwie surreal. Gut, ein simpler Spiegeltrick. Und seit Tirtiaux beim Janda das Liftfundament so glaubwürdig als Baum verkleidet hat, dass man da sogar auf Godot warten könnte, ohne sich genieren zu müssen, hofft man zum Wohle des Baumes halt lediglich, dass Godot kein Hund ist.

Galerie Martin Janda
(Eschenbachgasse 11)
Adrien Tirtiaux
Bis 18. August
Di. bis Fr. 11 bis 18 Uhr
Sa. 11 bis 15 Uhr
Markant unwirklich.

Mittwoch, 01. August 2007


Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at