14.11.2001 19:54:00 MEZ
Lob der Künstlichkeit
Gut absolviert: Sieben junge Kunststudenten im Wiener Volpinum

Wien - Sieben ist eine magische Primzahl, im Märchen wie im Todsündenregister schwer angesagt. Sieben junge, viel versprechende heimische Kunstschaffende hat der - vormals bei der Portfolio AG tätige - Art-Consultant Stefan Rothleitner für eine Ausstellung gewählt, bei der Sieben zwar nicht diese tragende Rolle spielt, aber die sieben in Zukunft recht angesagt sein könnten. Sie fertigen, so unterschiedlich die Ansätze und Medien sind, ein komplexes Zeit-Bild, einen intelligent-hintersinnigen Blick auf die Gegenwart. Dazu wohltuend "unakademisch" und nicht peinlich bemüht.

Das Volpinum, die seit über einem Jahr geöffnete, großzügige Kunsthalle des Sammlerpaares Andra und Ernfried Fuchs in Wien 18, Theresiengasse 25-27, bietet den nötigen Rahmen für diese Auswahl der Absolventen der Wiener Kunstunis. Von Hubert Blanz will man ob der Qualität seiner Werke sofort eine große Einzelschau sehen. Der Kowanz-Schüler simuliert im Video bei selbst produziertem, futuristisch-bedrohlichem Hubschrauber-Sound einen Flug über täuschend urbane Landschaften, die sich als Computerplatinen herausstellen (digital surroundings). Auf den Foto-Stills, für die der Künstler den Hauptpreis des 18. Römerquelle-Kunstwettbewerbs einstreifte, meint man bekannte Strukturen wie Nazi-Architektur oder das Museumsquartier zu erkennen. Größen-, Denk- wie Wohnverhältnisse verzahnen sich zu einem durch inverse Farblichkeit künstlichen und doch so "gewohnten" Gesamtbild.

Digitale Strukturen in der "globalisierten" Welt auch bei Peter Niedertscheider, der sie als neu erfundene, codierte Sprache minutiös, fast meditativ in rhythmisierten, schematischen Mann-Frau-Darstellungen abbildet. Globale Fragen wiederum, die sich an der Spezies Hausschlapfen festmachen, bei Sabine Jelinek, mit Fotos des quasi identen Kunststoffmodells "Made in China sowie Easy USA.

Ihr Video, bei dem sie inmitten von Wolkenkratzern - die wiederum Jutta Strohmaier real überfliegend als unmenschliche Klötze fotografiert - außen am Balkongeländer sitzt, lässt da mehr in Schwebe. Springt sie oder nicht? Angels don't need Health Insurance. Michael Höfners in kaltem Licht fotografisch wie grafisch minuziös festgehaltene, ins Bedrohliche kippende Landschaften bzw. Landschaftsdetails stehen inhaltlich den Stadtbildern um nichts nach.

Etwas Déja-vu bei Christoph Schmidbergers trendig-künstlichen Jugendlichen und befremdlichen Hundeporträts. Und von Fotoposen ausgehende klassische Malerei von Chiara Minchino wirft bei aller Technizität wieder zurück auf das Selbst - als Abbild, das sie auch in der gleichnamigen Schau in Graz zeigt.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 11. 2001)


Quelle: © derStandard.at