Lisl Ponger als Großwildjägerin vor ihren
Jagdtrophäen im Tropenhut und Safari-Outfit oder Lisl Ponger als
Kolonialistin, die einträchtig mit den Eingeborenen lebt. Das sind die
neuen großformatigen Selbstportraits, mit denen die Fotografin einen neuen
Zugang zur Repräsentation des Fremden gefunden hat. "Indem ich
verschiedene Rollen annehme, untersuche ich die weiße Kultur und den
Kolonalismus", so Lisl Ponger.
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The big Game, 2000 (Zum Vergrößern
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Dabei fungiert die Fotografin als Platzhalterin für die europäische
Kultur. Das komplizierte Problem der Repräsentation des Fremden löst sie
durch einen Verfremdungseffekt: Statt Menschen verwendet sie Figuren. So
ist der kleine schwarze Diener neben der großen weißen Frau kein Junge,
sondern eine Plastik. Nur so ist es der Künstlerin möglich, eine kritische
Haltung einzunehmen. "Ich kann ja nicht etwas kritisieren und dabei die
gleichen Abbildungen wie immer machen", erklärt die Künstlerin.
Fiktive Weltreise
Mit ihrem Bilder-Zyklus "Xenografische Ansichten" hatte Lisl Ponger
eine fiktive Weltreise zu Ende des 19. Jahrhunderts unternommen. In
Ethnologenmanier hatte sie sogenannte Eingeborene abgelichtet. Das
Resultat: steife Posen mit Gelbstich. Und doch sind alle "Eingeborenen"
Wienerinnen und Wiener, die eine zweite kulturelle Identität haben. "Egal
wie exotisch manches aussehen mag, die Fotos wurde ausschließlich in Wien
und Umgebung gemacht", bestätigt Lisl Ponger.
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Gone Native, 2000 (Zum Vergrößern
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Diese Wiener fühlen sich also einer anderen Kultur zugehörig : Der eine
erscheint im wallenden Yogi-Gewand, ein anderer im Indianerkostüm, ein
dritter als Beduine. Das nostalgische Element dieser Bilder im Stil
ethnografischer Fotos des 19. Jahrhunderts bricht Lisl Ponger durch die
Passepartouts: sie sind in modernster Laserkopiertechnik hergestellt und
kommentieren die jeweils dargestellte Kultur: Aus Wüstensand ist das
Passepartout des Beduinen, bunte Federn umgeben den Indianer, Reiskörner
den Yogi.
"Fremdes Wien"
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The strange Mission, 2000 (Zum Vergrößern
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Auch mit dem dritten hier ausgestellten Bilderzyklus "Fremdes Wien"
machte Lisl Ponger eine Weltreise, ohne Wien jemals verlassen zu haben.
Sie filmte bei Weihnachtsfesten, Osterfesten, Hochzeiten, Staatsfeiertagen
der Einwanderer in Wien. Sieht sie ihre Arbeiten einfach als Kunstwerke
an, oder will sie damit auch ein polititisches Statement abgeben? "Ich
will bestimmte Fragen aufwerfen", lautet Pongers Antwort.
Die Fotoarbeiten von Lisl Ponger sind noch bis Ende März 2001 im
Bildungshaus der Arbeiterkammer in Wien zu sehen.