29.07.2003 14:10
Gelatin und Rupertinum geben nach: Phallus-Skulptur wird
abtransportiert
Diskussion über Freiheit der Kunst
habe ungeahnte Tiefen erreicht - Rechtsstreit wäre kontroproduktiv - Mit
Kommentar - Foto
Salzburg - Die Auseinandersetzung um die Skulptur "Arc de
Triomphe" der Wiener Künstlergruppe "Gelatin" ist beendet: Das Museum der
Moderne Rupertinum und die Künstlergruppe haben beschlossen, bis 5. August das
"Skandalkunstwerk" mit dem nackten Mann mit Penis abzutransportieren, die Stadt
zieht die Klage zurück. "Ich bin froh über diese einvernehmliche Lösung. Es ist
die Freiheit der Kunst weitestgehend gewahrt geblieben und unnötige
Streitigkeiten vor Gericht sowie eine Weisung sind ausgeblieben", erklärte
Kulturlandesrat Othmar Raus (S) am Dienstag.
Husslein: Der
formalistische Rechtsstreit über Genehmigungsverfahren ist kontraproduktiv für
den Kunstdiskurs
"Der Meinungsbildungsprozess über Kunst und ihre
Freiheit hat in den letzten Tagen in privaten Kreisen, in den Medien und in der
Politik nur wenige Höhen, aber ungeahnte Tiefen erreicht. Wir wollen, dass sich
die Diskussion von einer wahltaktischen auf eine inhaltliche Ebene verlagert und
sie für Salzburgs Zukunft produktiv wird. Den von der Stadt Salzburg initiierten
formalistischen Rechtsstreit über Genehmigungsverfahren lehnen wir hingegen als
kontraproduktiv für den Kunstdiskurs ab", hieß es in einer Stellungnahme von
Rupertinum-Direktorin Agnes Husslein-Arco.
Abbau wegen Gefährdung des
Kunstwerks durch Umbauung
"Dies umso mehr als das Kunstwerk unter den
gegebenen Bedingungen, durch die Umbauung, extrem gefährdet ist. (Anm. d. Red.:
Die schlechten klimatischen Bedingungen, verursacht durch die Holzummantelung,
können Schäden am Kunstwerk verursachen.) Unsere Rechtsposition stellt sich sehr
Erfolg versprechend dar. Das Gerichtsverfahren wird sich aber über viele Wochen
hinziehen. In Anbetracht dieser Gefährdung des Kunstwerks und der Unmöglichkeit
dieses zu versichern, haben wir die Entscheidung getroffen, den Arc de Triomphe
von Gelatin bis zum 5. August 2003 abzubauen. Die Existenz des Kunstwerks und
eine spannende inhaltliche Diskussion sind uns wichtiger als einen unseligen
Rechtsstreit gegen die Stadt Salzburg zu gewinnen", meinte die
Rupertunum-Chefin.
Bürgermeister Schaden ist
erleichtert
Mit Erleichterung nahm Salzburgs Bürgermeister Heinz
Schaden (S) die Entscheidung zur Kenntnis. Als Bürgermeister begrüße er die
Vorgangsweise sehr, denn dadurch werde "Stadt und Land eine langwierige
gerichtliche Auseinandersetzung erspart", erklärte Schaden. Nach der Entfernung
der Statue wird die Stadt ihre Klagen gegen das Land als Eigentümer des
Rupertinums zurückziehen", unterstrich der Bürgermeister. (APA/red))