Avantgarde der neuen Freiheit

"Aus Hunger nach der internationalen Moderne" schlossen sich im Nachkriegs-Österreich junge Künstler zur "Avantgarde der neuen Freiheit" zusammen.


Herbert Boeckl und Arik Brauer, Paul Flora und Hans Fronius, Friedensreich Hundertwasser und Wolfgang Hutter, Josef Mikl und Maria Lassnig - Künstler der unterschiedlichsten Stilrichtungen hatten sich im Nachkriegsösterreich zum Art Club formiert.

"Nach der primitiven Blut- und Boden-Ideologie der Nazis hatte man einen ungeheuren Hunger nach der internationalen Moderne", sagt der Kurator der Kremser Schau, Wolfgang Denk. "Man ist nach Paris und nach Italien gepilgert um dort die Moderne 'zurückzugewinnen'. Die wichtigste Übereinkunft aller Art-Club-Künstler war die Aussage: Wir sind die Avantgarde der neuen Freiheit". Und es gab noch eine Übereinkunft: kein ehemaliges NSDAP-Mitglied und auch kein ehemaliger Sympathisant war in der Gruppe geduldet.

Die Vorgeschichte

Noch während des Krieges war der Wiener Maler Gustav Kurt Beck in Italien an der Gründung des Internationalen Art Clubs beteiligt. Nach seiner Rückkehr aus Rom gründete Beck im Februar 1947 die österreichische Sektion des Art Clubs und übernahm als erster Generalsekretär die Geschäftsführung. Erster Präsident wurde Albert Paris Gütersloh.

"Concerto", Wander Bertoni, 1950. / ©Bild: VBK Wien

Treffpunkte waren die Ateliers von Maria Bilger, Heinz Leinfellner, Wander Bertoni und Susanne Wenger. Im April 1947 präsentierte man sich erstmals als Künstlergruppe in der Öffentlichkeit: mit der Art-Club-Ausstellung in der Neuen Galerie in der Wiener Grünangergasse.

Diskussionen ohne Ende

"Es war mit dem Art Club eine aufrührerische Bande da, die mit ihren Ausstellungen Stunk machte. Die Ausstellungen waren regelrechte Sensationen", erinnerte sich Art-Club-Vizepräsident Alfred Schmeller. "In der Zedlitzhalle diskutierten die jungen Maler mit sowjetischen Besatzungsoffizieren auf Teufel komm raus. Es gab Diskussionen und Diskussionen und immer wieder Diskussionen."

"Es hat unglaublich viele Debatten gegeben", weiß auch Wolfgang Denk, "teilweise sogar handgreifliche. Aber man war zusammengehalten durch den Druck der Öffentlichkeit gegen die Moderne Kunst. Speziell das surrealistische Element hat nicht nur das sogenannte normale Publikum provoziert, sondern auch die österreichische Kunstverwaltung."

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