Drei Minuten und 21 Sekunden tiefer Schmerz stehen am
Anfang der neuen Ausstellung im Atelier Augarten, wo sich die
Österreichische Galerie Belvedere zum fünften Mal zur zeitgenössischen
Kunst bekennt. "I'm too sad to tell you", der Kurzfilm des seit 1975
verschollenen Bas Jan Ader, gibt "Trauer" ein historisches Herz: Der
mythenumwobene Holländer zeigte sich 1970 schlicht weinend. Ein intimer
Moment, den die weiteren sieben vertretenen Künstler eher meiden. Wird
diese so verletzlich machende Emotion heute lieber verdrängt und als
"Depression" vorschnell der Wissenschaft überantwortet.
Doch die Auswahl von Thomas Trummer ist so sensibel wie
unpathetisch. Mit der stillen, sehnsüchtigen Arbeit von Felix
Gonzalez-Torres, vor sieben Jahren an Aids verstorben, wird es poetisch.
Glühlampen fließen wie Tränen von der Decke, verbinden Himmel mit Boden.
Sinnlich-pompöser wird es mit William Kentridges aus
Zeichnung, Schattenspiel und altem Zelluloid gewobenen Filmen, die
suggestiv in neue Wirklichkeiten ziehen. Immer wieder ein Hineinfallen
wert! Hinein fällt wohl auch der einsame Mann auf dem zugefrorenen
Neusiedler See - konzentriert schlägt er um sich einen Kreis ins Eis.
Präzise Trauerarbeit von Nicole Six und Paul Petritsch, der dramatische
Ausgang bleibt bildlich erspart. Eine Entdeckung sind die trotzigen
Mädchen von Yoshitomo Nara, in Japan ein Zeichner-Star. Sie bringen einen
sarkastischen Ton in die klare, intelligente Schau, die der Trauer zwar
gerecht wird, aber nicht betrübt. sp
Von Di. bis So., 10 bis 18 Uhr.
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