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Kunstberichte

"Alles Blödsinn": Scharfe Kritik von Ex-Albertina-Vize

Von Christian Mayr

Aufzählung Risiko von Wasser-Einbrüchen sei bekannt gewesen, sagt Projektleiter.

Wien. Es ist starker Tobak, was Alfred Weidinger, Ex-Vize-Chef der Albertina und verantwortlich für das Projekt Zentralspeicher, ausspricht. Er unterstellt den handelnden Personen, die Öffentlichkeit in mehreren Punkten falsch informiert zu haben – vor allem, was das Risiko von Wassereinbrüchen betrifft. "Dass Wasser nie ein Thema war, ist vollkommener Blödsinn. Genau aus dem Grund haben ich ja zusätzliche Schutzdächer, ein Feuchtigkeits-Meldesystem und eine Wasserpumpe installieren lassen", sagt Weidinger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Man habe vor dem Bau des in der Vorwoche von mehr als 2000 Litern überschwemmten Speichers etliche unterirdische Kunstdepots weltweit inspiziert, sagt Weidinger, der von 1992 bis 2006 in der Albertina gearbeitet hat. "Und weil Wasser immer ein Problem sein kann und es auch in Wiener Speichern zu Einbrüchen gekommen ist, habe ich Vorkehrungen treffen lassen." Jene Blechdächer über den Regalreihen, die das Wasser letztlich abgewiesen haben und größten Schaden verhinderten, seien von ihm beauftragt worden, weil er den Aussagen des Architekten eben nicht ganz traute. "Dass das zum Staubschutz gewesen wäre, ist Unsinn. In einem Hochregal gibt es keinen Staub von oben, das ist lächerlich", so Weidinger. Aus diesem Grund weist er auch die Aussage von Direktor Klaus Albrecht Schröder, der die zufällig installierten Blechdächer zum Gottesbeweis hochstilisierte, zurück. Auch dass Facility-Manager Robert Myslik, der die Idee dazu gehabt hätte, nun als Held abgefeiert werde, befremde ihn. "Der war damals Nachtportier und hätte das alleine gar nicht gemacht. Er weiß gar nicht, wie ihm jetzt als Held geschieht", vermutet Weidinger.

Warum sollten die Verantwortlichen hier falsch informieren? "Weil sich Schröder damit nicht beschäftigt hat, und es auch eine gewisse Zeit her ist. Aber er hätte mich fragen können." Beide gemeinsam hätten sich jedoch für eine bombensichere Decke eingesetzt, die Wassereintritte ausgeschlossen habe – damit sei man aus Kostengründen abgeblitzt. Insgesamt treffe aber weder Schröder noch ihn selbst eine Verantwortung.

Schröder kontert

Schröder bleibt hingegen bei seiner Darstellung, wonach nie mit Wassereinbrüchen gerechnet worden sei. "Ich habe den Fred immer sehr geschätzt. Aber warum hat er dann beim Blech nicht gleich Regenrinnen installiert – denn so hat das Wasser die Stromversorgung lahmgelegt." Er habe nichts dagegen, wenn auch Weidinger einer der Helden sein wolle, er zweifle aber nicht an den Aussagen seiner Mitarbeiter: "Dokumente belegen eindeutig, dass Herr Myslik die Blechdächer bestellt hat."

Printausgabe vom Freitag, 03. Juli 2009


Kommentare zum Artikel:

03.07.2009 100% Wasserdicht!?
Dieses geplänkel entbehrt nicht einer gewissen Komik. Wer kann sich besser Profilieren!
100% Wasserdicht bauen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit u.hat natürlich seinen Preis. Mit Wasser sollte man immer Rechnen. Wie heißts so schön in der Baubranche: "Das Wasser is a Luder"! Da war die Blechdachidee gar nicht so schlecht. Vielleicht nur nicht ganz durchgedacht (Dachrinnen).
Habe ich das richtig verstanden? Der Hausmeister (nichts gegen den Ehrenwerten Beruf des Hausmeisters aber nichts anderes ist eigentlich ein Facility-Manager) hat mit unseren Steuergeldern die sicher auch nicht billigen Blechdächer gekauft. Eigenartiges Verantwortungssystem!
Peter Eichberger
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