Museum Leopold: Alfred Kubin
"Österreichischer Goya"
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Rudolf Leopold hat im Kellergeschoß seines Museums nun von
300 immerhin 80 Blätter seiner Kubin-Sammlung bis 6. Jänner 2002
zusammengestellt - zweifellos einer der Schwerpunkte seiner
Sammlertätigkeit seit den sechziger Jahren, weshalb auch einige Hauptwerke
des Meisters aus Zwickledt wie "Das Grausen" (1901/02) zu finden sind.
Filme und Vorträge ergänzen die Schau, ein für Psychologen wie
Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler interessanter Gesamtkatalog
ist in Arbeit. Stark von der Literatur und seiner eigenen
Doppelbegabung geprägt, wurde Kubin natürlich auch von den Philosophen
Schopenhauer und Nietzsche beeinflusst. Was aber die Zeitangst um 1900 in
seinem sensiblen Wesen bewirkte, ist doch Ausdruck einer sehr
eigenwilligen Traumwelt, in die er sich nach frühem Verlust der Mutter,
negativen Schulerfahrungen und dem Tod seiner Braut flüchtete. Sein
berühmter Roman "Die andere Seite" (1908) vermag vollends Einblick in den
Kulturpessimismus geben wie ihn auch Oswald Spengler in seinem "Untergang
des Abendlandes" behandelte. Mit diesem von ihm selbst illustrierten Werk
beeinflusste nun er Kafka, Herzmanowsky-Orlando, Zweig und Jünger, später
sogar Luis Bunuel. Qual, Kriegsahnungen, Alpträume, Vampirismus, Angst
vor Erotik, vor Tod und Geburt, ziehen sich durch die von der Dunkelheit
dominierten Blätter, die Kubin meist mit feiner Feder in Tusche ausführte.
Der Künstler stammte aus Nordböhmen (Leitmeritz, geb. 1877), wuchs in
Salzburg und Zell am See auf, zum frühen Verlust der Mutter kam
schulischer Misserfolg, Depression; ein Selbstmordversuch scheiterte.
Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule und einem Versuch in Fotografie
meldete er sich zur Armee, war aber aus nervlichen Gründen untauglich und
begann im Lazarett zu zeichnen. Die Kunstakademie in München führte zu
anhaltenden Kontakten mit Klee und Kandinsky, aber auch vielen anderen
wichtigen Persönlichkeiten des Kulturlebens. Richard Schaukal erkannte
1903 sein phantasmagorisches Talent Visionen zu bannen und bezeichnete ihn
als "österreichischen Goya"; Kubin zog sich mit seiner Frau Hedwig
Gründler schon 1906 nach Zwickledt in seine "Arche" zurück, schuf bis zu
seinem Tod 1957 zirka 20.000 Blätter, schrieb Texte und illustrierte 140
Bücher.
Erschienen am: 27.11.2002 |
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