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Albertina-Depot: Alle froh, niemand verantwortlich

03.07.2009 | 15:39 |  (DiePresse.com)

Die Evakuierung des Albertina-Depots geht voran, doch wer die schützenden Blechdächer anbringen ließ, kann anscheinend nicht geklärt werden. Auch die Schuldzuweisung ist alles andere als klar.

Die Wiener Albertina ist, so scheint es zehn Tage nach dem Wassereintritt in das Zentraldepot, mit einem blauen Auge davon gekommen. Eine Katastrophe wurde durch ursprünglich gar nicht vorgesehene Blechdächer verhindert, die Evakuierung geht langsam, aber sicher vonstatten, die Ursachenforschung ist im Laufen. "Blech sei Dank!" titelte daher die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Freitag - aber nicht, ohne die Frage nach der Verantwortung für den Scherbenhaufen zu stellen. Diese wollten bisher weder das Museum noch der Bauherr oder die Baufirmen übernehmen. Und selbst die Frage, wer denn nun die Blechdächer montieren ließ, konnte am Freitag nicht mehr mit Sicherheit beantwortet werden.

Direktor Klaus Albrecht Schröder hatte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz von einem "modernen Gottesbeweis" gesprochen und den Facility Manager Robert Myslik als Helden präsentiert. Myslik habe das Blech über den Regalen angebracht, so dass das eindringende Wasser abgeleitet wurde. Dieser Darstellung widersprach der damalige Vize-Chef Alfred Weidinger, der Medienberichten zufolge zusätzliche Schutzdächer, ein Feuchtigkeitsmeldesystem und eine Wasserpumpe installieren habe lassen.

Keine klaren Schuldzuweisungen

So wie es anscheinend keine Einigkeit darüber geben wird, wer die Schutzdächer anbringen ließ, gibt es auch keine klaren Verwantorlichen. Die im Wirtschaftsministerium angesiedelte Burghauptmannschaft, die als Bauherr fungierte, lehnte Am Donnerstag "jegliche Schuldzuweisung" ab. "Beim Bauen kann es immer irgendwelche Fehler geben, ich kann mir nichts vorwerfen", meinte Burghauptmann Wolfgang Beer. "Die Decke war doch einige Jahre dicht" und habe wesentlich schwerere Niederschläge überstanden. Die beteiligte Baufirma PORR AG legte am Freitag ebenfalls auf die Feststellung wert, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Man habe bereits 2001 die Bauarbeiten am Tiefspeicher abgeschlossen. In den folgenden Jahren sei es zu "weiteren Ein- und Umbaumaßnahmen" gekommen, in die man aber nicht involviert gewesen sei.

Schröder: "Hätte Verantwortung nicht übernehmen können"

Tatsächlich ließ die Bauverwaltung offenbar in die laut Burghauptmann Beer "autobombensichere Decke" vier Einlassöffnungen in die Decke schneiden, um die Speicher-Roboter nach Schweizer Vorbild zu implantieren. Ob es hierbei zu schleißigen Abdichtungen kam, wird derzeit geprüft. Vorerst sind alle Beteiligten froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Vor allem Schröder ist wieder sehr gefasst: Auch wenn etwas passiert wäre, hätte er "nicht die Verantwortung für Bauherren, Baufirma, Fachplaner oder Architekten gehabt", sagte er gegenüber dem ORF. "Aber ich hätte sehr schwer damit umgehen können, dass ich die Sicherheit der Kunst zu verantworten habe und dass sie jedenfalls unter meiner Direktion nicht gewährleistet gewesen wäre."


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