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Montag 17.09.2001, 15:21
Das Presse-Online Archiv
Erscheinungsdatum: 15.09.2001 Ressort: Kultur/Medien
 
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Das versteckte Fenster, die Funktion der Kunst
Lóránd Hegyi bat aus Anlaß der Eröffnung des neuen Hauses im Wiener Museumsquartier am Freitag zum Gespräch.

Eröffnungen sind spannend. Aufregend bis zum Schluß war es gewiß auch, das neue graue Haus für die moderne Kunst, das "Mumok", für den ersten Besucherstrom an diesem Samstag zu rüsten. Der Lokalaugenschein am Freitag ließ jedenfalls zweifeln: Toiletten waren noch nicht fertig installiert, das Restaurant eine Baustelle, der Museumsshop, zwar schon ein Shop, aber noch ohne Waren. Vor den drei Liften im zentralen Schacht bildeten sich Schlangen, im Untergeschoß fehlte gar bei einem der Aufzüge die Türe. Im letzten Stock dann, der Ebene acht, mit seiner mit Neonröhren gepflasterten Decke und dem Unikum des Hauses: dem Fenster - das konsequenterweise durch eine riesige schwarze Koje verstellt wurde - bat der zum Jahresende scheidende Direktor Lóránd Hegyi zur Pressekonferenz. Die verlief auch nicht völlig reibungslos, denn die Worte des Kurzzeit-Hausherren drangen nur leise und kaum verständlich aus den Lautsprecherboxen. Einzig die sich dazwischen mischenden Rückkoppelungen waren deutlich zu vernehmen. Der Haustechniker brachte spät ein wenig Abhilfe, so daß man zumindest erfuhr, daß im neuen Haus, trotz sehr üppiger aktueller Bespielung der Räume, gerade einmal zehn Prozent des Museumsbestandes Platz gefunden haben.
Zu untersuchen gelte es, so Hegyi, die Frage nach der Funktion der Kunst heute; das neue Haus und seine Sammlung böten als Besonderheit die Möglichkeit österreichische Kunst in einen internationalen Kontext zu stellen. Zumal diese in den letzten Jahren in Europa wenig und in den USA fast gar nicht gesammelt worden wäre - soweit der Direktor.
Für die Eröffnung an diesem Samstag ist eine Video-Performance des Pop-Art-Duos Gilbert & George (11 Uhr) vorgesehen. Um 13 Uhr wird offiziell eröffnet, danach kann man sich stündlich bei freiem Eintritt durch das neue Haus führen lassen. Ein wahrlich nicht luxuriöses Angebot in diesem düsteren Labyrinth aus Treppen und verwinkelten Kunstkammern.mus

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