Salzburger Nachrichten am 13. Jänner 2005 - Bereich: kultur
Den Schuppen in Form gebracht Geärgert hat sich Agnes
Husslein in Salzburg über Undank und unqualifizierte Beschimpfungen.
Freude macht ihr die Begeisterung über das neue Museum.
Hedwig Kainberger Interview Die Direktorin des Salzburger Museums der
Moderne, Agnes Husslein, wird Salzburg verlassen, denn sie hat sich nicht
um die Verlängerung ihres Vertrages beworben. Sie haben das neue Museum auf dem Mönchsberg eröffnet, nach den guten
Ausstellungen im Rupertinum haben Sie auf dem Berg die ersten Erfolge.
Doch sie bleiben nicht. Warum? Husslein: Weil ich eine Familie und Kinder
habe. Ich bin auch ein Mensch und habe ein Familienleben. Mein
Lebensmittelpunkt ist Wien. Ich hatte angeboten, (in Salzburg, Anm.) noch
zwei Jahre anzuhängen, aber länger will ich nicht. Es ist nicht
einzusehen, warum das nicht möglich gewesen wäre. Der für Museen zuständige Landespolitiker, Wilfried Haslauer, sagt,
laut Landesgesetz habe er den Posten ausschreiben müssen. Husslein: Das
glaube ich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass nur Salzburg so ein
Landesgesetz hat. Normalerweise gibt es Fünf-Jahres-Verträge, die werden
verlängert, oder die Position wird neu ausgeschrieben. Für andere Museen -
sei es in Graz, Linz oder Wien - wurde das auch nicht gemacht, auch wenn
der Betrieb (während der Vertragslaufzeit Anm.) in eine GmbH umgewandelt
worden ist. Als ich nach Salzburg kam, war ich zunächst Landesbedienstete mit dem
Auftrag, das Rupertinum zu sanieren. Das muss man ja auch sagen, dass ich
diesen Schuppen erst wieder in Form gebracht habe. Und ich hatte den
Auftrag, das Museum der Moderne (auf dem Mönchsberg, Anm.) zu bauen. Vor
etwa eineinhalb Jahren wurde der Betrieb ausgelagert in eine GmbH. Ich bin
jetzt Geschäftsführerin der GmbH. Haben Sie die Ausschreibung ihres Postens als Wink verstanden, dass Sie
nicht mehr gewollt sind? Husslein: Das hab ich mir nicht überlegt. Für
mich sind nicht weitere fünf Jahre zur Diskussion. Ich bin ein
geradliniger Mensch. Ich bewerbe mich nicht für fünf Jahre, wenn ich nur
zwei Jahre bleibe. Welche anderen Ereignisse hat es in Salzburg gegeben, mit denen Sie
nicht glücklich waren? Husslein: Ich habe hier eine sehr schwierige
Situation vorgefunden. Sie müssen sich vorstellen, woher ich komme: Aus
amerikanischen Unternehmen, aus dem Guggenheim-Museum, wo Strukturen da
sind. In Salzburg konnte ich mir zunächst nicht vorstellen, dass sich das
Museum in einem so desolaten Zustand befand. Das war für mich am Anfang
extrem schwierig. Heute wirft man mir Personalquerelen vor, aber da muss ich schon etwas
entgegenhalten. Als ich ins Rupertinum kam, hatte ich ein halbes Jahr
keine Sekretärin. Die Kustodin, die 20 Jahre die Sammlung betreut hatte,
ging in Pension; die Position wurde erst ein halbes Jahr später neu
ausgeschrieben. Die Sammlung war weder digitalisiert noch profund
katalogisiert, noch fotografiert. Es gab in diesem Haus eine einzige
E-Mail-Adresse. Die Kunst war auf fünf Lager verteilt und so weiter und so
weiter. Vor allem haben mich in Salzburg diese unqualifizierten Beschimpfungen
geärgert. Als ich kam, hieß es nur: "Die ist sowieso blöd, und können tut
sie auch nichts." Oft habe ich mir in den letzten Jahren gedacht: Warum
hab ich's damals nicht hingeschmissen? Ich bin oft hier oben in meinem
Zimmerchen gesessen, bis ein, zwei Uhr, weinend, verzweifelt. Eigentlich
habe ich immer nur Undank bekommen. Aber jetzt bin ich froh, dass ich das
durchgestanden habe. Was mich in Salzburg stört, ist, dass es keine
profunde Diskussion gibt. Es ist immer ein Kesseltreiben, es wird immer
persönlich. Das war sehr, sehr schwierig zu ertragen.Eine große Aufregung
gab es, als sie 2003 den "Arc de Triomphe" der Gruppe Gelatin aufstellen
ließen. Würden Sie das wieder tun? Husslein: Sofort! Das ist eine der
aufstrebenden jungen Künstlergruppen in Europa. Die Sammler weltweit
kaufen ihre Sachen. Was sind bisher die guten Erlebnisse für Sie gewesen? Husslein: Es
freut mich wahnsinnig, dass das neue Haus (auf dem Mönchsberg, Anm.)
angenommen wird, dass die Künstler es lieben, dass die Salzburger kommen.
Es waren schöne Momente, als ich die Baustellen-Führungen gemacht habe und
so viele Salzburger kamen und begeistert waren. Was sind Ihre Pläne nach 2005? Husslein: Das weiß ich noch nicht. Ich
bin 2006 sicherlich in irgendeiner Form noch hier beschäftigt, weil da
werden ja noch meine Ausstellungen sein. Ich werde mir alles in Ruhe
anschauen, vielleicht gehe ich in die Wirtschaft zurück. Ich habe
natürlich einige Angebote, aber was da so kolportiert wird - ich finde das
herrlich, dass die Leute so gut wissen, was ich will. Ich gehe natürlich
nach Wien. Sonst ist alles offen, völlig offen. Aber ich bin ja in den
nächsten Wochen und Monaten hier noch ziemlich ausgelastet. Ich habe noch
einiges vor, don't worry! Das wird ein aufregendes Jahr 2005. |