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06.06.2003 19:23

Auch Wien kehrt von Jahresförderungen ab
"basis wien" in Nöten, "Depot" öffnet wieder

Wien - Die Kulturveranstalter geraten dem Anschein nach immer heftiger zwischen die Mühlsteine der Fördergeber. Der Bund und die Stadt Wien fragen beispielsweise nach, welche Summen der jeweils andere auszuschütten gedenkt beziehungsweise bereits überwiesen hat. Dass die Informationen, deren Bekanntgabe Vertragsbestandteil ist, Auswirkungen auf die Zahlungsmoral haben könnten, wird in der Kunstsektion des Kanzleramtes bestritten. Die Förderwerber hingegen sind dennoch beunruhigt.

Zudem rückt - nach dem Bund, der den Wiener Festwochen die Jahressubvention gestrichen hat und nur mehr Projekte fördert - nun auch die Stadt von bisher üblichen Prinzipien ab. So erhielt Lioba Reddeker, Leiterin der Künstler-Infostelle basis wien, vom Kulturamt ein Schreiben, nach dem "eine Jahresförderung nicht zu verwirklichen sein" werde: "Basisförderungen von Institutionen werden nicht mehr durchgeführt."

Für das Jahr 2002 hatte Reddeker von der Stadt 50.000 Euro (der Bund zahlte 60.000) erhalten. In Zukunft würden eingereichte Projekte nur "in einer Höhe von 1000 bis 1500 Euro" unterstützt. Auf Anfrage des STANDARD gab das Kulturamt bekannt, dass die basis erst 2004 wieder eine Förderung erhalten werde. Da ist es für Reddekers Archiv- und Bibliotheksprojekt aber möglicherweise schon zu spät.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny hat nun aber zumindest dem Depot die gleiche Summe wie im Vorjahr (85.000 Euro) angedeihen lassen. Wolfgang Zinggl wird daher den Diskursraum wieder aufsperren. Allerdings erst im September: Der Kunstsektion ist das Depot lediglich 15.000 Euro wert. Um ein Programm konzipieren zu können, hätte Zinggl je 200.000 Euro von Stadt und Bund benötigt. Ein Teil der Förderungen muss für die Miete des seit Monaten geschlossenen Vereinslokals verwendet werden.

Trist ist die Situation auch für die IG Bildende Kunst: Ein Bescheid über die Höhe der Jahressubvention fehlt nach wie vor. Jetzt, im Juni, hat der Bund eine Akontozahlung von 20.000 Euro überwiesen. Das Geld hat aber nicht gereicht, um alle Rechnungen zu begleichen. Die IG gab daher die teilweise Schließung des Büros bekannt. Sie ist aber nicht allein: Mit Akkontozahlungen haben derzeit viele Veranstalter ihr Auslangen zu finden. (Thomas Trenkler/DER STANDARD; Printausgabe, 7.06.2003)


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