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derStandard.at | Panorama | Umwelt | Hitze & Unwetter 
22. Juni 2007
11:24 MESZ
Foto: AP/ JENS MEYER
Ai Weiwei will sein Kunstwerk nach dem Eingriff der Naturgewalten nicht wieder aufbauen

Foto: AP/ DIETER SCHACHTSCHNEIDER
"Kunsthaufen" nach dem Sturm

Foto: AP/ Jens Meyer
Die Holzkonstruktion "Template" vor dem Gewitter

Schwere Regenfälle in Deutschland, der Slowakei und der Schweiz
Documenta-Kunstwerk eingestürzt - Luftverkehr in Frankfurt beeinträchtigt - Stromausfälle - Straßen blockiert

Frankfurt/Main - Heftige Unwetter haben am Donnerstag in Deutschland und der Schweiz Schäden angerichtet.

Bereits am Mittwochnachmittag hatte es in Nordhessen schwere Unwetter gegeben. Dabei ist das bisher meistfotografierte Kunstwerk der Documenta in Kassel ein gestürzt. Das etwa acht Meter hohe, turmähnliche Gebilde "Template" des chinesischen Künstlers Ai Weiwei brach in den Fuldaauen zusammen. Der Einsturz erfolgte "auf erstaunlich ästhetische Weise", berichtete Documenta-Sprecherin Catrin Seefranz. Der Künstler finde sein Kunstwerk jetzt schöner als zuvor und wolle es nicht wieder aufbauen lassen.

In Süddeutschland setzten Blitzschläge Wohnhäuser, Ställe und Scheunen in Brand. Vor allem in Hessen und Baden-Württemberg mussten zahlreiche Keller ausgepumpt werden.

Frankfurt: Flüge ausgefallen

Die Gewitter beeinträchtigten auch den Luftverkehr am Flughafen Frankfurt. Mehrere hundert Flugpassagiere mussten die Nacht auf Freitag auf dem Flughafengelände verbringen. Die Flughafengesellschaft hatte nach Mitteilung eines Sprechers Feldbetten für die gestrandeten Passagiere aufgestellt.

Insgesamt sind am Donnerstag wegen der heftigen Regenfälle und der schweren Gewitter 242 Flüge in Frankfurt ausgefallen - 123 Ankünfte und 119 Abflüge. Betroffen waren rund 30.000 Fluggäste. Das entspricht fast einem Drittel des normal Passagieraufkommens. Viele der Fluggäste, die abfliegen wollten, wurden entweder in Hotels untergebracht oder mussten auf die Bahn ausweichen. Wer den Flughafen nicht mehr verlassen konnte, musste die Nacht in den Terminals verbringen.

Neue Gewitter erwartet

Da die Passagiere, die am Donnerstag nicht weiterreisen konnten, am Freitag zum Ferienbeginn auf die Urlaubsreisenden treffen und außerdem neue Gewitter erwartet werden, rechnete der Flughafen mit Problemen bei der Abfertigung. "Das wird wohl nicht ganz reibungslos ablaufen", sagte Flughafen-Sprecher Schaller.

Er riet den Passagieren, rechtzeitig anzureisen und sich vorab über mögliche Verspätungen bei ihren Fluggesellschaften zu erkundigen. "Wir erwarten einen sehr verkehrsreichen Tag und bitten die Fluggäste, nicht auf den letzten Drücker zu kommen". Beim Einchecken und den Sicherheitskontrollen werde es Wartezeiten geben. Der Flughafen rechnete für Freitag mit der Abfertigung von rund 170.000 Passagieren, normal sind 140.000.

Schweiz: Hunderte Keller überflutet

In der Schweiz kam es zu über 500 Schadensfällen. Eine Person wurde ernsthaft verletzt. Hunderte von Kellern, Wohnungen, Geschäften und Garagen wurden überschwemmt. Es gab Erdrutsche, Brücken wurden beschädigt und ein Haus von den Fluten weggerissen. Am stärksten betroffen war die Region um Einsiedeln und beim Sihlsee.

In den Unwettergebieten des Kantons Schwyz sind am Freitag mit Hilfe der Armee die Aufräumarbeiten fortgesetzt worden. In Unteriberg muss das Wasser weiter abgekocht werden. In zwei Ortschaften fiel auch am Freitag der Schulunterricht aus.

Die Gewitter hatten in der Nacht auf Donnerstag im Gebiet um Einsiedeln, vor allem in Unteriberg und in Gross, enorme Schäden angerichtet. Die Einsatzkräfte setzten am Freitag die Aufräum- und Wiederherstellungsarbeiten fort. Diese dürften noch Tage und Wochen in Anspruch nehmen, wie die Kantonspolizei Schwyz mitteilte. Im Einsatz war auch die Armee. Dreißig Soldaten des Katastrophenhilfebereitschaftsverbandes errichteten in Gross eine Notbrücke. Weiters Hatten sie den Auftrag, Keller und Garagen auszupumpen.

Slowakei: Straßen blockiert

Schwere Stürme haben in der Nacht zum Freitag in der Slowakei schwere Schäden angerichtet. Im ganzen Land wurden Bäume entwurzelt und Dächer von Häusern gerissen. Eisenbahn- und Straßenverbindungen wie die Autobahn von Bratislava in Richtung Prag waren noch am Freitag durch umgestürzte Bäume blockiert. Von Sturmschäden verursachte Kurzschlüsse lösten Brände in zwei Landwirtschaftsbetrieben aus. In der Nordslowakei waren ganze Gemeinden stundenlang ohne Strom. In der Hauptstadt Preßburg wurde am Donnerstagabend eine Donaubrücke stundenlang durch einen umgestürzten Lastwagen blockiert. (APA/dpa)


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