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Hauptausgabe vom 20.03.2003 - Seite 009
GELUNGEN: Erster Lokalaugenschein bestätigte - Lentos wird schönstes Kunsthaus Österreichs

Der Bund soll uns jetzt "gern haben"

VON IRENE JUDMAYER

"Das ist den Benzin zum Wienfahren nicht wert! Die sollen uns jetzt gern haben." - Harte Worte findet der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch für das Bundesministerium. Kein Wunder: Kein einziger Groschen bzw. Cent wurde zum Bau des neuen Linzer Kunstmuseums Lentos beigesteuert. Auch Kulturstadtrat Reinhard Dyk sowie Lentos-Chef Peter Baum schlagen zu Recht in die gleiche Kerbe: "Es ist unmöglich, dass sich der Bund hier abputzt!" (Kommentar auf dieser Seite).

Das Lentos wurde trotzdem gebaut. In 29 Monaten, innerhalb des genehmigten Kostenrahmens von rund 33 Millionen Euro, in Kombination mit einem einzigartigen Kultursponsoring. In einem beispielhaften Dialog der beiden Linzer Großparteien.

Gestern wurde es in einem ersten Lokalaugenschein vor der Eröffnung am 18. Mai der Presse und den Sponsoren präsentiert. Was Albertinachef Klaus Albrecht Schröder bereits im Vorfeld feststellte - "das schönste Museum Österreichs" - bestätigte sich: Die 2650 m2 Ausstellungsflächen sind geprägt von räumlicher Klarheit und von idealen Tageslichtverhältnissen (Architekt: Jürg Weber).

Im Vergleich zum Wiener Museumsquartier zeigt sich hier auch eine Übersichtlichkeit, die im Ausstellungsbetrieb generell ihresgleichen sucht. Da ist nichts verwinkelt, da ist nichts durch Architekten-Renommiermätzchen verhübscht worden.

Stadt verschmilzt mit Kunst

Die schlichte Kraft der lichtdurchfluteten Räume vereint sich mit dem Charme der sparsam präsenten glasgeätzten Glasfront zum Nonplusultra an Zweckmäßigkeit. Diese Eigenschaft zieht sich durch das ganze Haus: Von der gigantischen Skulpturenhalle mit einer Höhe von fast acht Metern bis hinunter in das hochwasserdichte Kellergeschoß, das Präsentationen der grafischen Sammlung, von Videos und Installationen beherbergen wird. Hier finden sich auch Depots, eine Bibliothek und Restaurierungslabors.

Herrlich ist der Blick von der 40 Meter langen Fensterfront im Erdgeschoß hinaus über die Donau, die sich außen ebenso wie die urbane Umgebung in der Glashaut des Gebäudes spiegelt. Wie hier die Stadt optisch mit der Kunst verschmilzt, kann ein schönes Symbol werden. Die bestmöglichen Voraussetzungen dafür wurden jetzt geschaffen.

Zum Thema Lentos lesen Sie heute auch auf Seite 3 der Linzer Lokal-Ausgabe

· Egon Schiele: "Bildnis Trude Engl" ist eines der "altgedienten" Bilder aus der reichen Sammlung des Kunstmuseums Lentos, die wir Ihnen bis zur Eröffnung am 18. Mai in loser Abfolge vorstellen. "Trude Engl" malte Schiele in Öl auf Leinwand im Jahr 1915. Das Werk hat einen Versicherungswert von ca. 6 Mio. Euro und ist 1x1 m groß.

Stolze Geste des Lentos-Chefs: Peter Baum umarmt sein Kunst-Reich. Foto: Wassermann


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