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G anz lapidar steht ein Wort am An fang. "Schön". Und schwer kann
man skeptisch bleiben, wenn man sich, zum Entziffern dieser Buchstaben, in
der Mitte des Raumes über die von Leo Zogmayr schwarz hinterlegte
Glasplatte am Boden beugt und einem dabei ein barockes Fest
entgegenschlägt: der prachtvolle Luster, die üppigen Deckengemälde, Stuck,
Vergoldung, die ganze pompöse Zierde eines repräsentativen Stadtpalais
eben. Zum ganzen Überfluss quillt unter dem Spiegelobjekt noch das
Ornament des Parketts hervor. Im Wiener Palais Harrach, wo sonst
Sonderausstellungen des Kunsthistorischen Museums stattfinden, hat sich
Galerist Ernst Hilger eingemietet und Carl Aigner, Direktor des
Landesmuseums Niederösterreich, eingeladen, zu zeigen, dass
zeitgenössische Kunst und historisches Umfeld einander nicht ausschließen
müssen. "Art Cuts" ist das großteils gelungene Ergebnis, zu dem 16 (bis
auf zwei Ausnahmen österreichische) Künstler beitrugen. Die Inszenierung
folgt einem klaren Konzept: beginnend mit Skulpturen (Willi Kopf) und
Minimalistischem, wird es immer sinnlicher und plakativer, je weiter man
vordringt. Eine schleichende Leidenschaft, die sich zum Schluss als Bluff
herausstellt.
Doch zuvor wandelt man durch ein "Seerosen"-Zimmer, wo
Nikolaus Moser Monets Abstraktion in wuchtigen Ölschichten übersteigert.
Das bleibt nicht die einzige Referenz an "alte" Meister: Rainer Wölzl
beschwert einen düsteren Raum mit seinen großformatigen
Desaster-Zeichnungen, die neben verbrannter Erde, Hungernden, trostlosen
Hallen einen Ausschnitt des Parthenon-Fries zeigen. Die zutiefst heimische
Moderne nimmt Berenice Darrer aufs Korn und verpasst Alfons Waldes Tiroler
Schneelandschaften einen Touch cool-spiegelnder Sonnenbrillen. Durch die
Berge hopsen jetzt freche, rothaarige Nymphen, da fehlt nur der
Chanel-Bikini.
Doch für Mode-Fetischismus ist sowieso der 27jährige
Daryoush Asgar zuständig, der Models über die Leinwand stolzieren lässt,
betont lässig und irreal. In eine unerreichbare Position bringt sich auch
Sieglind Gabriel in ihren manipulierten Fotos: Gelangweilt gähnend,
schummelt sie sich mitten in die Monegassische Fürstenfamilie.
Ungestörtere Privatsphäre baut Hubert Lobnig mit seinen kleinformatigen
Bildern im Bibliotheksraum auf: Porträts von Freunden anhand ihrer
Wohnsituation. Gegen diese Zurückgenommenheit knallt der Abschluss nur so:
Wie für einen monströsen Setzkasten reiht Thomas Jocher seine Motive
durcheinander: Völlig banalisiert hängt da ein Hitler unter einem riesigen
Extrawurstblattl. Puff, die Illusionen platzen. Nur das Palais Harrach
steht noch - natürlich.
Bis 26. Juni. Tägl. 10-18 Uhr.
© Die Presse | Wien
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