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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
05. März 2009
18:05 MEZ

www.azw.at

Zu sehen bis 2. Juni

 

Partisanennekropole, kosmologischer Kreis, Mostar (Bosnien-Herzegowina, 1965)

 

 


Bogdan Bogdanović um 1972

 

 


Kenotaphe für die Opfer des Faschismus in Travnik ( Bosnien-Herzegowina, 1975)

 

 


Die Komik der schrecklichen Steine
Der gebürtige Serbe Bogdan Bogdanovic stellt im Architekturzentrum Wien aus

Wien - Bogdan Bogdanovic wünschte sich von seinem serbischen Steinmetz eine Eule, die schrecklich und komisch sein sein sollte: "Eine solche Anweisung muss es geben, wie in der Musik: tempo vivace, allegro ma non troppo ..." Der Steinmetz nahm den Auftrag ernst: "Herr Bogdan, es wird so sein, wie Sie sagen. Schrecklich ist sie auf jeden Fall: Meine Hühner laufen davon. Komisch aber auch: Das ganze Dorf macht sich über mich lustig!"

Von Bogdanovics vielen Tätigkeiten und Berufen - in den 80er Jahren war er sogar Belgrader Bürgermeister - sind wohl die des Schriftstellers, Zeichners und Denkmalarchitekten am beständigsten. Unvergleichlich bis heute seine Formensprache. In den Zeiten des Vielvölkerstaates Jugoslawien entwarf er 21 Denkmäler von Istrien bis Mazedonien, zumeist Monumente gegenden Krieg. Schlichtheit ist nicht deren hervorstechendstes Merkmal. Übersät von Zeichen und Symbolen, sind es oft mythische Wesen, Monster, Blumen aus Beton. Schrecklich und komisch zugleich.

"Das Außergewöhnlichste ist, dass Bogdanovic die Land Art erfunden hatte, lange bevor es diesen Begriff gab" , sagt Ivan Ristic, Kurator der Ausstellung "Bogdan Bogdanovic. Der verdammte Baumeister" im Architekturzentrum Wien. Die Wahl der Formen und Materialien fiel stets in Abstimmung mit der Landschaft. So ist nicht verwunderlich, wenn inmitten der grotesken Plastiken bisweilen ein Denkmal von nahezu unscheinbarem Ausmaß auftaucht. Im serbischen Kruševac plante er eine Nekropole, die in erster Linie aus einer modellierten Hügellandschaft besteht, ergänzt durch ein paar Flügelpaare aus Sandstein, ähnlich den minoischen Hörnern von Kreta.

Keiner kennt den Stein besser als er. Als einmal über den Winter die Steinblöcke einer Skulptur gesprungen waren, wurde Bogdanovic mit einem Gerichtsprozess gedroht. Seine Lehre daraus: "Der Stein muss zuerst probeweise einen Winter überstehen."

2005 übergab er dem Architekturzentrum Wien sein gesamtes zeichnerisches Archiv: Entwürfe und unzählige akribische Studien, die er lange nach Fertigstellung der Denkmäler selbst an ihnen vorgenommen hat. Nach intensiven Jahren des Schlichtens Sortierens bildet ein kleiner Teil der rund 21.000 vermachten Zeichnungen die Basis der Ausstellung. (Wojciech Czaja / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.3.2009)

 

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