Leopold Museum

Keine Kursänderungen

30. Juni 2010, 12:26

Stiftung wird den Direktorsposten ausschreiben

Wien - Just zu dem Zeitpunkt, als der Tod des Kunstsammlers Rudolf Leopold bekanntwurde, traf im Büro von SPÖ-Kulturministerin Claudia Schmied ein brisanter Bericht ein. In diesem spricht ein zehnköpfiger Beirat unter der Leitung des ehemaligen Justizministers Nikolaus Michalek Empfehlungen aus, wie mit Werken aus der Sammlung Leopold umgegangen werden soll, die im Verdacht stehen, NS-Raubkunst zu sein.

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Im Gegensatz zu den Empfehlungen des Kunstrückgabebeirats, die unmittelbar nach den Sitzungen veröffentlicht werden, hält Claudia Schmied die Ergebnisse des Leopold-Gremiums aus Gründen der Pietät zurück: "Der Vorstand der Stiftung Leopold ist mit dem Tod von Rudolf Leopold konfrontiert. Daher studiere zunächst nur ich den Zwischenbericht." Er soll aber noch im Sommer publiziert werden, kündigt Schmied im Gespräch mit dem "Standard" an.

In die Geschäfte des Vorstandes will sich Schmied nicht einmischen, daher auch nicht in die Suche nach einem neuen museologischen Direktor. Diethard Leopold, der Sohn des verstorbenen Sammlers, sagte zur APA, dass der Posten ausgeschrieben werde. Er rechne mit der Entscheidung im Herbst und werde sich nicht selbst bewerben. Diethard Leopold kuratierte zuletzt mit seinem Vater die laufende Ausstellung "Otto Muehl"; er wurde von Rudolf Leopold erst vor wenigen Tagen als Vorstandsmitglied für den scheidenden Anwalt Martin Eder berufen.

Der Stiftungsvorstand werde das Museum "im Sinn meines Vaters weiterführen", so Diethard Leopold. Spektakuläre Kursänderungen hält er daher in Museums- wie Restitutionsfragen für ausgeschlossen. Schon bisher habe der vom Bund gestellte Vorsitzende des Vorstandes ein Dirimierungsrecht gehabt, jedoch noch nie davon Gebrauch gemacht.

Der Vorstand bestand bisher aus acht Mitgliedern. Das Finanz- und das Kulturministerium bestellten je zwei, Rudolf Leopold deren vier. Die Lücke, die der Sammler hinterlässt, wird nicht gefüllt: Man befinde sich nun im "Phasing-out", so Schmied. Diethard Leopold und Andreas Nödl scheiden nach dem fünften von ihnen mitverantworteten Rechnungsabschluss, spätestens Ende Juni 2015 (fünf Jahre nach dem Tod des Sammlers), aus. Elisabeth Leopold bleibt Mitglied auf Lebenszeit.

Erst wenn der Vorstand nur noch aus den vier von der Republik bestellten Mitgliedern besteht, kann die Stiftung eine Veränderung bei Größe und Struktur des Vorstands beschließen. Erst dann wäre auch eine Auflösung möglich: Laut Paragraf 3 der Stiftungsurkunde geht bei einer solchen das "gesamte Vermögen in das Eigentum der Republik" über.

Begräbnis nächste Woche

Rudolf Leopold soll Mitte kommender Woche auf dem Grinzinger Friedhof beigesetzt werden. Im Museum liegt ein Kondolenzbuch auf. Über die Zukunft der sogenannten Sammlung Leopold II habe sein Vater keine Verfügungen getroffen, sagt Diethard Leopold. "Die Familie wird sich in der Folge in aller Ruhe zusammensetzen und darüber beraten." Rudolf Leopold hatte diese mit den Erlösen aus dem Verkauf der ersten Sammlung an die Republik finanziert. Die Muehl-Ausstellung z. B. wurde aus Werken der Sammlung II bestritten. Über den Umfang und den Wert dieser Folgesammlung ist nichts bekannt. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.7.2010)

 

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