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Art Salzburg: Der Käufer als "Triebtäter"

20.08.2011 | 17:48 | von BARBARA PETSCH (Die Presse)

Die fünf Jahre alte Kunstmesse Art Salzburg, die am Sonntag endet, hofft auf das wohlhabende Festspiel-Publikum, was nicht immer funktioniert. Die Zufriedenheit der Händler variiert.

Das teuerste Bild der Art Salzburg ist ein Picasso: 4,5 Mio. Euro kostet „Femme dans l'atelier“, ein Ölbild von 1956. Es hängt bei Salis & Vertes. Thomas Salis, Kunsthändler in Salzburg und Zürich mit Schweizer Wurzeln, ist unzufrieden. Der Massentourismus in Salzburg nehme überhand, sagt er, die guten Kunden bleiben in ihren Hotels oder haben Landsitze außerhalb von Salzburg. Am Freitagnachmittag ist die Residenz, wo bis Sonntag die Art Salzburg stattfindet, schütter besucht.

Die Verbindung von Festspielen und Kunstmesse funktioniere nicht, meint Cajetan Gril, seit 30 Jahren in der Branche. Verzagt ist er deshalb nicht: „Kunstkäufer sind Triebtäter, die kommen überall hin“, meint er. Der Kunstmarkt-Boom ist dem studierten Historiker (60) unheimlich: „Art has nothing to do with money“, behauptet Gril. „Der Kunsthandel wird zur Hybris und ist wie der Aktienhandel.“ An seinem Stand hat er u. a. ein riesiges Holzpferd, einen keltischen Kriegsgott von Elisabeth von Samsonow (40.000 Euro) oder einen surrealistischen, gruselig geschnürten Hasen von Gabriele Rothemann (Foto 2001; 20.000 Euro).
Hunderttausende für Hundertwasser. Blue Chips aus allen Zeitaltern sind durchaus reichlich vertreten: Volkskunst, Alte Meister, Klassische Moderne, Schiele, Klimt & Co. Die Galerie Zetter bei der Albertina freut sich über den Verkauf eines Hundertwasser: „Gras der Erde Regen des Himmels“ (1958). Die Preise für die Hundertwasser-Bilder liegen zwischen 280.000 und 390.000 Euro. Von der Generation der Galerie nächst St. Stephan habe nur Arnulf Rainer internationale Bedeutung erlangt, meint Thomas Salis. In der nächsten Generation spiele die Nationalität keine Rolle mehr, man müsse aber ins Ausland gehen, wie etwa die Karrieren eines Franz West oder Erwin Wurm zeigen. Selbst bei Moll oder Gerstl sei die internationale Nachfrage schwach. Österreichische Sammler kaufen am liebsten im Ausland, wiewohl der einheimische Kunsthandel attraktive Angebote habe, so Salis.


Liebermann, Marilyn, Kornberger. Rudolf Leopold, der Name des verstorbenen Sammlers ist noch immer gegenwärtig, vor allem bei österreichischen Galerien. Er schätzte z. B. Alfred Kornberger, den Christian Czaak eifrig lanciert: Hätte Kornberger, Jg. 1933, einen Galeristen gehabt, hätte er Preise wie Hundertwasser erreicht, ist Händler Czaak überzeugt. In der Tat wirken Stilvielfalt und Bandbreite interessant. Ölbilder von Kornberger gibt es ab 20.000 Euro, Papierarbeiten ab 4000 Euro. Schiele, Bacon, Matisse waren die Inspiration dieses Künstlers.

Die Mehrzahl der von der „Presse“ befragten Händler ist zufrieden – oder sagt dies zumindest. Etwa der Münchner Galerist Wolfgang Schüller der u. a. Picasso, Liebermann oder Leo Putz im Programm hat. Liebermanns „Kinderspielplatz im Tiergarten“, ein Ölbild von 1925, kostet 395.000 Euro. Manche wollen Preise nicht in der Zeitung haben, wiewohl sie angeschrieben sind.

Keine Preise gibt die Salzburger Galerie Budja an, die auf Pop Art spezialisiert ist und Werke von Warhol offeriert (Lenin, Beuys, Mao und die Campbell-Dosen), ferner Frank-Worth-Fotos von Marilyn Monroe. Manche Angebote stechen durch skurrile Kombinationen ins Auge: Unter Warhol-Farbserigrafien Jacky Kennedys platzierte das Welser Kunsthaus Wiesinger einen Sekretär (1750).


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