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Messekrise in Deutschland: Schluss mit lustig?

20.02.2008 | 18:32 | ALMUTH SPIEGLER (Die Presse)

Köln, Düsseldorf, Frankfurt sagen Kunstmessen ab. Wien bleibt von dieser Krise unberührt. Bis jetzt. An der "Viennafair", die vom 24. bis zum 27. April 2008 stattfindet, nehmen 105 Galerien teil.

Schlag auf Schlag hagelt es zur Zeit Absagen: Erst die „Fine Art Fair“ in Frankfurt, das idealistisch-elitäre Prestigeprojekt des Galeristen Michael Neff, das sich mehr an Optik und Inhalten aufrichten als am schnöden Verkauf verzweifeln wollte. Vorige Woche folgte, nur ein halbes Jahr nach dem Start schon wieder das Ende der wohl offensichtlichsten Fehlkalkulation am jüngeren Messemarkt: Mit dem Abgang von Art-Cologne-Chef Gerard Goodrow wurde auch sein Baby, der öde Ableger in einer Halle am Flughafen von Palma de Mallorca, verabschiedet.

Bisheriges Ende des traurigen Abgesang auf den ohnehin vorsichtigen Aufschwung der deutschen Kunstmessen: Das derart überraschende Aus für die ebenfalls erst voriges Jahr gestartete „Düsseldorf contemporary“, dass sogar die bereits eifrig werbende Presseagentur der Messe völlig baff war.

 


Kunstmarktkrise nie überwunden

„Deutschland hat die Kunstmarktkrise von 1990 nie überwunden“, analysiert der Wiener Galerist Christian Meyer („Meyer Kainer“), der im „Art Komitee“ der „Art Cologne“ sitzt, ihres Zeichens immerhin älteste Kunstmesse der Welt. „Die deutschen Sammler sind damals nicht mehr in ihre Heimat zurückgekehrt, sondern kaufen bis jetzt international.“ Und nachdem die Deutschen bereits die nächste Wirtschaftskrise dräuen sehen, so Meyer, „werden sie auch die nächsten zehn Jahre zurückhaltend sein“.

Außerdem seien die Absagen Auswirkungen davon, dass sich das gesamte deutsche Kulturgeschehen in den Osten, nach Berlin verlagere, meint der Galerist. In Düsseldorf, Köln, Frankfurt gäbe es einfach nicht mehr den erforderlichen kulturellen Background. Und obwohl Meyer Messechef Goodrow keine Träne nachweint, sei er nur Teil des Problems gewesen – das Zersplittern der Messe auf einen Herbsttermin und nach Palma sei „verrückt“ gewesen. Ein anderes essenzielles Problem aber sei die Diskrepanz bei den Standkosten. Ein Problem, das Meyer durch die stark geförderten osteuropäischen Teilnehmern auch bei der „Viennafair“ entstehen sieht.

In Wien merkt man vom negativen Trend in Deutschland allerdings (noch) nichts, bestätigt Matthias Limbeck, Geschäftsführer des Messeveranstalters Reed. „Im Gegenteil. Wir werden mit etwa 105 Galerien die gleiche Dimension haben wie 2007. Der Buchungsstand ist sehr gut, unser neuer internationaler Beirat hat sich bewährt.“

Selbst Österreichs international erfolgreichster Galerist, Thaddaeus Ropac, beteiligt sich heuer erstmals an der noch jungen, auf Osteuropa fokussierten Messe. „Wir sind zwar nicht globale Championsleague, aber immerhin in Mittel- und Osteuropa interregionale Spitze“, meint Limbeck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2008)


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