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30.05.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstraum: Galerie Ulysses

Galerie Ulysses: Cool

1982 beschloss Robert Rauschenberg, seine Kunst in den Dienst des Weltfriedens zu stellen. Ein Besuch in China war das ausschlaggebende Erlebnis für das Projekt "Rauschenberg Overseas Culture Interchange (ROCI)", für das der Wegbereiter der Pop Art insgesamt elf Länder, von der DDR bis Tibet, bereiste. Ziel sollte die Kooperation mit lokalen Künstlern und Institutionen sowie Ausstellungen vor Ort sein. In Moskau besuchten 145.000 Neugierige die Schau des Amerikaners. Rauschenberg beendete seine Welttournee 1991 in Washington. Die Galerie Ulysses weiht nun mit der Serie "ROCI/USA" ihr neues Geschäftslokal ein. Die ebenerdige Erweiterung fällt durch ein imposantes Schaufenster und ausgewählt schöne Gestaltung auf. Rauschenbergs spiegelnde Edelstahlbilder wirken hier noch cooler. Leider haben die großen Arbeiten nicht alle Platz und müssen auf zwei Etappen angesehen werden. Der Künstler, der diesen Oktober 80 wird, kombiniert wie eh und je: In "Shuttle Buttle" (475.000 €) kommt eine NASA-Rakete mit einem Geschäftsschild, expressiven Pinselstrichen und einer aufs Bild gehängten Blechwanne zusammen. Für "ROCI/USA" verwendete Rauschenberg gewöhnlichen Siebdruck und ein spezielles, "fire wax" genanntes, Verfahren. Diese Mischtechnik verleiht auch Editionen wie "Seminole Host" (150.000 €) unterschiedliche Raumtiefen. Weit und breit kein Dalai Lama: Rauschenbergs Friedenstour ließ die von ihm gesampelten Bilder unbeeinflusst. Von seiner einstigen Lust an rohen Materialien ist in diesen slicken, anonymen Schmuckstücken aber nichts mehr übrig. (Bis 24.#Juni, Opernring 21, Wien 1)

Mario Mauroner: Schräg

Dennis Oppenheim ist der zweite US-Klassiker, der dieser Tage in Wien zu sehen ist. Mit dem Ausstellungstitel "Master of Desaster" scheint Oppenheim selbst gemeint zu sein: Die gezeigten Arbeiten aus drei Jahrzehnten wirken unabhängig, witzig und bisweilen ziemlich schräg. Als Proponent der "Land Art" der 60er Jahren mähte Oppenheim Kreuze in Getreidefelder und hackte Kreise in Eisflächen. Zur Dokumentation dieser Aktionen entwickelte er eine Methode, bei der er Fotos, Landkarten und knappe Texterklärungen miteinander verband. Für die Arbeit "Gallery Transplant" (65.000 €) versetzte der Künstler 1969 einen Kunstraum in die Natur _ allerdings nicht die echten Mauern, sondern nur den Grundriss. Die dokumentierenden Fotos zeigen Enten, die auf der Wiese über weiße Raummarkierungen watscheln. In der Installation "Aging" (60.000 €) lässt der Künstler kleine Männer aus Wachs unter dem Licht von Wärmelampen dahinschmelzen. Die Skulptur "Dark Jump" von 1979 erinnert an einen rostigen Sprengkopf, der mittlerweile mit schwarzem Wasser gefüllt ist. Ab den Achtzigern verlieren Oppenheims Arbeiten ihre berührende existenzielle Note. Viele der Plastiken wirken gequält originell oder symbolisch, sei das nun ein Hirsch mit brennenden Hörnern oder ein Kuss zwischen einer Maske und einem Hund. Am besten funktioniert noch offensive Vulgarität: Die Skulptur "Village Around Piss Lake" (25.000 €) besteht aus kleinen Häusern, die lange Zungen in einen pipigelben Teich stecken. (Bis 20.#Juli, Weihburgg. 26, Wien 1) Nicole Scheyerer

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