Bregenz
(VN-ag) Bonbontüten, eine Tomatendose, der Haartrockner -
unsere Welt besteht aus Belanglosigkeiten. Für sich genommen
alltäglich und nichtssagend, arrangiert der Maler Heinrich Salzmann
diese banalen Gegenstände wie auf einer Bühne zu stillebenartigen
Modellen, die er detailgetreu in eine gestochen scharfe Farbigkeit
überträgt.
Was man von den Bildern des Heinrich Salzmann schon immer
vermutet hat, in dieser Ausstellung wird es zur Gewissheit: denn
Heinrich Salzmann (geboren 1959) zeigt im Rahmen seiner Ausstellung
im Art House Bregenz nicht nur Ölbilder, sondern erstmals auch eine
Reihe von begleitenden Skizzen und Entwürfen, die der Malerei
vorausgehen und den enormen Aufwand und die ungeheuer zeitintensive
Umsetzung in der altmeisterlichen Technik zumindest ansatzweise zu
veranschaulichen vermögen.
Unzeitgemäß?
Ein anachronistisches Unterfangen in Zeiten
schnelllebiger Bildwelten mit kurzem Verfallsdatum? Mitnichten, denn
Salzmann bildet die Dinge nicht einfach ab. Mit einer Plastiktüte
oder dem bunten Einwickelpapier einer Blutorange steht plötzlich ein
Wegwerfartikel im Mittelpunkt des Interesses.
In der spezifischen Sichtweise von Heinrich Salzmann vereinen
sich Elemente der amerikanischen Pop-Art der 60er/70er Jahre und der
Neuen Sachlichkeit der 20er Jahre zu einer eigenwilligen, die
Wahrnehmung schärfenden Interpretation von Bild, Abbild und
Wirklichkeit.
Einzeln, paar- oder gruppenweise zusammengestellte Gegenstände
des Alltags, achtlos gebraucht und anschließend ebenso schnell
wieder aus der bewussten Wahrnehmung gestrichen, isoliert und aus
dem Kontext genommen, ergeben Ensembles wie "Das Meer". Als eine
versatzstückartige Landschaft bauen sich als Kinderspielzeug ein
kleiner Taucher, eine Schachtel Salzpastillen, eine Mannerschnitte
mit dem Union Jack und die Verpackung von haut- und grätenfreien
Sardinen vor der dramatischen Kulisse eines leuchtend gelben
Plastiksackes auf. Aufgeblasen ins Monumentale, in satt-brillanter
Farbigkeit schwelgend und genau bis ins winzigste Detail
wiedergegeben, öffnet das Kleine die Augen für das Große.
Arbeit von Heinrich Salzmann. (Foto: Galerie)