02.07.2003 22:47
Schneeballprinzip mitten im Sommer
Die Sammlung des Kärntner Kunstsammlerpaares Sigrid und Franz Wojda wird
nun öffentlich gemacht - Foto
St. Veit/Glan - Seinen Studierenden hat er auch immer gepredigt,
wie wichtig die Kunst zur Entwicklung kognitiver Fähigkeiten ist, erklärte Franz
Wojda 1997 gegenüber dem STANDARD. Also sollte man sich im Falle
der eigenen Sammlertätigkeit nicht scheuen, auch damit an die Öffentlichkeit zu
gehen. Sieben Jahre nach dem Porträt des Kunstsammlerpaares Sigrid und Franz
Wojda wagen die beiden einen noch größeren Schritt an die Öffentlichkeit und
stellen Teile ihrer mittlerweile ausgebauten Kollektion in Privaträumen
aus.
"Leben mit zeitgenössischer Kunst" ist das Motto der von den Wojdas
zusammengestellten, von Galeristin Rosemarie Schwarzwälder "supervisierten"
Ausstellung in Kärnten. Zwar leben die beiden gebürtigen Kärntner schon lange in
Wien - Prof. Wojda ist Unternehmensberater, TU-Professor und stellvertretender
Vorsitzender des Mumok-Kuratoriums -, jedoch einer ihrer Wohnsitze ist ein Haus
in St. Veit.
In diesem zentral am Hauptplatz der Herzogstadt gelegenen
Renaissancegebäude der Eltern Sigrid Wojdas, der Familie Knaus, fokussiert das
Sammlerpaar auf 200 Quadratmetern auf internationale konzeptuelle und
minimalistische Kunst der 80er- und 90er-Jahre - u. a. Rockenschaub und
Zobernig, Katharina Grosse und Bernard Frize, Helmut Federle und Ernst
Caramelle. Einzige Ausnahme: eine Quadratstudie von Josef Albers.
"Etwas, das in Kärnten in dieser Konstellation sicher noch nie
ausgestellt war", mutmaßt Franz Wojda zu Recht. Die Räume mit ihren dominanten
Renaissancetüren sind sparsam möbliert, atmen das Flair einer Wohngalerie, u. a.
mit (echtem) Obst-Stillleben. Dazwischen macht sich Konzeptuell-Minimalistisches
wunderbar aus. In der Türflucht etwa wurde Heimo Zobernigs Streifenbild O.T.
(2000) perfekt platziert.
Das Bild ziert auch den mit einem Text vom
Experten Rainer Fuchs versehenen Folder, den die Wojdas drucken ließen -
übrigens alles ohne irgendeine öffentliche Subvention. Seit der Eröffnung (durch
Mumok-Direktor Edelbert Köb) im Juni herrscht reger Betrieb im Haus, in dessen
Aufgang sich eine Lichtarbeit von Brigitte Kowanz sowie eine Skulptur Georg
Tagwerkers befinden.
Ein Kärntner Sammler zeitgenössischer Kunst etwa
zeigte sich von der Ausstellung angeregt, vielleicht auch zur Nachahmung,
erzählt Franz Wojda, der eine Art Schneeballprinzip auslösen will. Bleibt zu
hoffen, dass diese - nicht nur für das u. a. im "Seerosenfieber" befindliche
Kärnten beachtliche - Eigeninitiative viele Nachahmer findet.
(DER STANDARD,
Printausgabe, 3.7.2003)