Einmal tief durchatmen und zwei Schritte vortreten. Dann
hat man den Computerterminal erreicht und kann nette Photo-Botschaften in
die ganze Welt verschicken. Schüchtern blickt man auf, an zwei glatten,
nackten Frauenkörpern entlang zu wüsten Gesichtern mit strohig blonden
Haaren. Denn zwei monströse, überlebensgroße Grazien aus Silikon bewachen
den Terminal, verrenken sich ungeniert, bedrängen einen mit geballter
Weiblichkeit. "Be my twin" heißt die Arbeit von Michael Schneider
(Österreich) und Virgilius Moldovan (Rumänien) - und nach einer
unbehaglichen Gewöhnungsphase in ihrer Mitte, denkt man sich, warum
eigentlich nicht?
Ein bunter Fleckerlteppich künstlerischer Konzepte aus
Österreich, Osteuropa, Australien und Südost-Asien ist derzeit auf engem
Raum im Wiener Palais Porcia zu sehen. "Global Fusion 2002" heißt es dort,
44 internationale Künstler zeigen Arbeiten zum Thema individuelle und
globale Identität. Eingeladen wurden sie von der Wienerin Claudia-Maria
Luenig und Maggie McCormick aus Melbourne, beide selbst Künstlerinnen, die
mit ihrer Initiative "urban art" zwischen Österreich und Australien
agieren.
Diese Achse erweiterten die beiden für diese Schau um die
Gebiete Osteuropa und Südost-Asien. Die Künstler reisten mit ihren
Arbeiten im Koffer nach Wien, bauten sie auf, kamen in Kontakt, halfen
mit.
So wird die Arbeit der Rumänin Lia Perjovshi im Lauf der
Ausstellungszeit sicher mit Hilfe ihrer Kollegen weiter wachsen. Sie
sammelt billige Gegenstände vom Plastiksackerl bis zur Bierflasche, die
mit einem aufgedruckten Globus werben. Die Bulgarin Elena Panayotova
wiederum sammelte die Träume von obdachlosen Sinti- und Roma-Kindern. Es
entstand eine traurig-poetische Collage aus Photos, Texten und
persönlichen Geschenken der Kinder an die Künstlerin wie Stoffpuppen.
Sini Coreth (Wien) ließ von Frauen aus dem Oman in
traditioneller Handarbeit DNA-Stränge weben und verschloß diese in
sechzehn gläsernen Flaschen. Anne Marie Power und Joe Bolza verschmolzen
ihre beiden Familiengeschichten, die eine australisch, die andere
österreichisch zu einem phantastischen Wappen.
Wer aufmerksam durch die Ausstellung geht, stolpert über
scheinbar achtlos verstreute Pingpong-Bälle. Urban Grünfelder hat sie
ausgelegt, aufgedruckt ist eine menschliche Gestalt. Geworfen in ein Eck
der Welt, gemeinsam oder allein, behütet oder im Weg liegend, gefunden
oder vergessen - hier oder auf der anderen Seite der Erdkugel.
Bis 26. April. Mo. bis Fr. 10 - 15 Uhr.
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