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25.02.2002 - Kultur News
Puppen und Pingpong-Bälle in einem Eck der Welt
Über vierzig Künstler aus Europa, Australien, Asien drängen sich im Wiener Palais Porcia bei der Schau "Global Fusion 2002".
VON ALMUTH SPIEGLER


Einmal tief durchatmen und zwei Schritte vortreten. Dann hat man den Computerterminal erreicht und kann nette Photo-Botschaften in die ganze Welt verschicken. Schüchtern blickt man auf, an zwei glatten, nackten Frauenkörpern entlang zu wüsten Gesichtern mit strohig blonden Haaren. Denn zwei monströse, überlebensgroße Grazien aus Silikon bewachen den Terminal, verrenken sich ungeniert, bedrängen einen mit geballter Weiblichkeit. "Be my twin" heißt die Arbeit von Michael Schneider (Österreich) und Virgilius Moldovan (Rumänien) - und nach einer unbehaglichen Gewöhnungsphase in ihrer Mitte, denkt man sich, warum eigentlich nicht?

Ein bunter Fleckerlteppich künstlerischer Konzepte aus Österreich, Osteuropa, Australien und Südost-Asien ist derzeit auf engem Raum im Wiener Palais Porcia zu sehen. "Global Fusion 2002" heißt es dort, 44 internationale Künstler zeigen Arbeiten zum Thema individuelle und globale Identität. Eingeladen wurden sie von der Wienerin Claudia-Maria Luenig und Maggie McCormick aus Melbourne, beide selbst Künstlerinnen, die mit ihrer Initiative "urban art" zwischen Österreich und Australien agieren.

Diese Achse erweiterten die beiden für diese Schau um die Gebiete Osteuropa und Südost-Asien. Die Künstler reisten mit ihren Arbeiten im Koffer nach Wien, bauten sie auf, kamen in Kontakt, halfen mit.

So wird die Arbeit der Rumänin Lia Perjovshi im Lauf der Ausstellungszeit sicher mit Hilfe ihrer Kollegen weiter wachsen. Sie sammelt billige Gegenstände vom Plastiksackerl bis zur Bierflasche, die mit einem aufgedruckten Globus werben. Die Bulgarin Elena Panayotova wiederum sammelte die Träume von obdachlosen Sinti- und Roma-Kindern. Es entstand eine traurig-poetische Collage aus Photos, Texten und persönlichen Geschenken der Kinder an die Künstlerin wie Stoffpuppen.

Sini Coreth (Wien) ließ von Frauen aus dem Oman in traditioneller Handarbeit DNA-Stränge weben und verschloß diese in sechzehn gläsernen Flaschen. Anne Marie Power und Joe Bolza verschmolzen ihre beiden Familiengeschichten, die eine australisch, die andere österreichisch zu einem phantastischen Wappen.

Wer aufmerksam durch die Ausstellung geht, stolpert über scheinbar achtlos verstreute Pingpong-Bälle. Urban Grünfelder hat sie ausgelegt, aufgedruckt ist eine menschliche Gestalt. Geworfen in ein Eck der Welt, gemeinsam oder allein, behütet oder im Weg liegend, gefunden oder vergessen - hier oder auf der anderen Seite der Erdkugel.

Bis 26. April. Mo. bis Fr. 10 - 15 Uhr.



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