AzW-Initiative für Architektur-Museum im Semper Depot

18. Februar 2010, 12:26
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    Baujuwel Semper Depot

Übersiedelung und Überführung der Vereinsstruktur in eine Stiftung projektiert - Nächste Ausstellung zur "Arbeitsgruppe 4"

Wien - Als Architekturmuseum will das Architekturzentrum Wien schon seit drei Jahren ins Semper Depot übersiedeln. Per Renderings und Trickfilm ist man schon dort: Am Mittwoch präsentierten Direktor Dietmar Steiner und sein Team ihre detailreichen Pläne für das Gebäude sowie für die künftige Struktur als Privatstiftung. "Ich kenne alle Architekturmuseen der Welt: Österreich hätte das schönste zu den günstigsten Kosten", so Steiner.

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Mit einem Besucherzuwachs von 6,2 Prozent (auf rund 65.000), mehreren neuen Vor- oder Nachlässen und der Aussicht auf die Übernahme der Architektursammlung der Moderne aus der Albertina ist es am Standort Museumsquartier räumlich wie finanziell reichlich eng geworden: Zusätzliche Büros mussten für wissenschaftliche Arbeiten angemietet werden, die externen Depots in Wöllersdorf sind sanierungsbedürftig, das Budget ist mit 2,7 Millionen Euro "wieder auf dem Stand von 2001", klagte Geschäftsführerin Karin Lux. Die Übersiedelung ins Semper Depot würde - Archive und Sammlung inklusive - eine Verdoppelung der Fläche bedeuten. Als jährliches Budget würde man sich dann sechs Millionen Euro wünschen, um das Haus "üppig zu bespielen".

Arrangement mit Akademie gefragt

Im Trickfilm ist schon alles an seinem Platz: Großzügig fänden Bibliothek, Schausammlung, Archive, Büros, Gastronomie, eine deutlich vergrößerte Dauerausstellung sowie ebenfalls deutlich größer dimensionierte Wechselausstellungen Platz. 80 Prozent des Baudenkmals wären öffentlich zugänglich, das Erdgeschoß soll weiter als vielfacher kultureller Veranstaltungsort genutzt werden. Als Umbaukosten schätzt die BIG acht Millionen Euro, mit dem Bundesdenkmalamt sind die Pläne akkordiert. Als veränderte Träger-Struktur im Hintergrund wird eine Privatstiftung geplant, an der Stadt, Bund, aber auch Privatpersonen und Firmen sich als Stifter beteiligen können.

"Was wir brauchen ist ein politischer Wille", betonte Steiner, der mit Wissenschafts- und Kulturministerium in Gesprächen ist. Denn eine Lösung müsste zunächst für die aktuelle Mieterin des Semper Depots, die Akademie der Bildenden Künste, gefunden werden, die nach anfänglich anderen Signalen derzeit nicht an einem Umzug interessiert ist. Mittelfristig kann sich Steiner auch eine gemeinsame Nutzung vorstellen. "Wir wollen ja der Akademie nichts wegnehmen, sondern streben viele Synergien und Kooperationen an".

Schon früher wurde das in den Jahren 1874-77 von Gottfried Semper und Karl Hasenauer erbaute Semper Depot als Architekturmuseum ins Auge gefasst. Ursprünglich diente es als Produktionsort für Theaterdekorationen und -kulissen. Nachdem der Bau zwischen Naschmarkt und Museumsquartier über Jahrzehnte leer stand und vom Abbruch bedroht war, wurde er ab 1990 von Carl Pruscha revitalisiert und schließlich vom Eigentümer BIG an die Akademie vermietet.

Jahresprogramm 2010

Mit europäischen Spitzenleistungen aus der Bau- und Stadtkultur bestreitet das AzW sein Jahresprogramm: Sowohl der "Mies van der Rohe Award", als auch der "European Urban Public Space Award" sind mit Siegern aus 2009 bzw. den vergangenen zehn Jahren zu Gast. Zum öffentlichen Raum plant das Haus einen "breiten Diskussions-Schwerpunkt", so Dietmar Steiner bei der Pressekonferenz.

Ins Jahr gestartet wird ab dem 4. März allerdings mit österreichischer Architekturgeschichte: Bis zum 31. Mai werden "X Projekte der Arbeitsgruppe 4" der prägnanten Persönlichkeiten Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Johannes Spalt präsentiert - als "ganz wichtige Aufarbeitung österreichischer Nachkriegsarchitektur", so Steiner. "Wir haben die Bestrebung, unsere Sammlung in diesem Bereich auszubauen - aus dem einfachen Grund, weil es sonst niemand tut."

Im Sommer ist dann unter dem Titel "Best of Europe" der "Mies van der Rohe Award 2009" zu Gast, die "repräsentativste Ausstellung über den Stand der Baukultur in Europa". Die Gewinner aus sämtlichen zehn Jahren seines Bestehens präsentiert schließlich im Herbst der "European Urban Public Space Award". Die Ausstellung "Platz da!" von 14. Oktober bis 31. Jänner will thematisieren, wie mit dem öffentlichen Raum umgegangen wird - sowohl an internationalen wie an heimischen Beispielen. "Österreich hat zu diesem Preis immer viele Objekte eingereicht, aber nur einmal eine besondere Erwähnung erhalten", so Steiner. Nicht nur weil die heimische Qualität in diesem Bereich "eine einzige Katastrophe" sei, wolle man das Thema öffentlicher Raum rund um die Ausstellung "breiter diskutieren." (APA)

 

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