VON WALTER BEYER
Nachdem im Juni die Räumlichkeiten des neuen Wiener
Museumsquartiers eingeweiht wurden, nimmt nun in einer zweiten
Eröffnungswelle ein Museum nach dem anderen seine Tätigkeit auf. Den
Anfang macht an diesem Wochenende das Museum Moderner Kunst, das
nach Jahrzehnten des Behelfes sein endgültiges Domizil gefunden hat.
Die erste Ausstellung im anthrazitfarbenen, vom Linzer
Architekturbüro konstruierten Kubus gilt sinnvoller Weise einem
Überblick über die eigene Sammlung. Anhand von rund 400 auf fünf
Ebenen verteilten Exponaten wird die Entwicklung der Bildenden Kunst
des 20. Jahrhunderts von den Anfängen der Klassischen Moderne bis in
die jüngste Gegenwart ablesbar. Dabei wird zum einen die heimische
Kunst in den Kontext internationaler Strömungen gestellt, zum
anderen gilt ein besonderes Augenmerk den östlichen Nachbarn.
Den Rundgang sollte man auf der ersten Ebene beginnen, wo
Meisterwerke des deutschen und österreichischen Expressionismus,
ebenso des Surrealismus und Kubismus zu finden sind. Die Namen
reichen von Max Ernst bis Picasso, von Klee bis Kandinsky, um nur
einige Namen zu nennen. Daneben gibt ein Saal mit Videos, Fotos,
Relikten und Bildern einen Überblick über den Wiener Aktionismus vom
frühen Frohner und Schwarzkogler bis Mühl, Brus und Nitsch.
Auf der zweiten Ebene wird die Kunst der Sechziger- und
Siebzigerjahre mit Beispielen der Minimal und Concept Art, der Land
Art wie auch der Arte Povera abgehandelt. Die Eingangsebene ist der
Gegenwart, etwa Gilbert & George oder Franz West, vorbehalten,
während auf Ebene vier die Achtziger- und Neunzigerjahre mit Fluxus
und Nouveau Realisme aus der Sammlung Hahn dokumentiert sind. Die
fünfte Ebene schließlich ist Hauptwerken der Pop Art aus der Ludwig
Stiftung vorbehalten. Da fehlen weder Rauschenberg noch Lichtenstein
oder Andy Warhol, aber auch Claes Oldenburgs berühmtes Mouse Museum
ist endlich wieder aufgestellt.
Mit diesem Haus verfügt Wien, wie Noch-Direktor Hegyi betonte,
über das bedeutendste Museum von Kunst der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts in Mitteleuropa.