"Die Malerei ist tot!" - Dieser Spruch zieht
sich tatsächlich schon durch zwei Jahrhunderte. Paradoxerweise gibt die
Totgesagte auch derzeit wieder ein kraftvolles Lebenszeichen von sich: an
der Kunstuni Linz präsentiert Ursula Hübner ihre Malereiklasse der
Öffentlichkeit.
VON IRENE JUDMAYER
"Einstiegsseminar der Freizeitpädagoginnen. Bei der
Nachmittagseinheit." - so heißt die kuriose Porträtserie von Andrea Lüth,
die oben im zweiten Stock der Linzer Kunstuni (Hauptplatz 8) hängt. Was
auf den ersten Blick wie naive Malerei wirkt, fährt auf den zweiten mit
harter Satirefaust mitten ins Sonnengeflecht. Die Köpfe leicht schräg
gelegt, sanft-verständliches Lächeln: Die uniforme Maske positiv denkender
Esoterikerinnen als Schablone vor tatsächliches Empfinden gelegt.
Lüths Serie markiert eine spezifische Position der Malerei, die hier
erfrischend unprätentiös gezeigt wird. Weit weg vom Altmeisterlichen. Aber
- wie angedeutet -, eben nur eine jener Positionen, die Studierende und
bereits mit dem Diplom Ausgezeichnete der Malerei / Graphik-Abteilung hier
vorstellen.
Neue Medien als Basis
Auch ein Paradoxon tut sich auf: Der Fotorealismus früherer,
langwieriger altmeisterlicher Lasurtechniken ist tasächlichem
Foto-Realismus gewichen. Viele der gezeigten Bilder basieren auf neuen
Medien. Mit Projektionsapparaten auf Leinwand geworfen, nachgemalt,
gedruckt.
Helene Schobers dynamische Eishockey-Cracks etwa. Oder die Kleinformate
von Birgit Petri, die - immer in Gruppen auftretend - wie Viren des
Alltäglichen die Mauern erobern.
Es darf ausprobiert werden
Dann Alfred Grubbauers herrliche Bild-Satire "Sommerkleid". Dann die
technisch und formal bestechenden Werke von Franz Obojes. Die klinisch
kühle, lachende Dreierrunde von Elisabeth Wagner, die schrägen Arbeiten
von Philipp Hanich. Und Clemes Wolfs "Weißer Hai" -Montage aus Film- und
Industrieszenerie.
Manche dieser Arbeiten auf Foto bzw. Videobasis schrammen zwar nur
knapp am Grat zur völligen Beziehungslosigkeit vorbei, aber: Es darf
ausprobiert werden, heißt die Devise des Lernens.
Was anscheinend auch mit Lust getan wird: Egal, ob mancher "vangoghelt"
(Arthur Blaschegg), manche einen sicheren Strich hat (Kristyna
Krabatschová) oder wer unsere Sinne mit vorgetäuschter Idylle (Thomas
Weinberger) irritiert.
"Ich bin mehr als glücklich" äußert die neue Malerei-Professorin Ursula
Hübner ihre Freude über diese Ausstellung. Aus 1000 Arbeiten hat sie 200
zur Präsentation ausgewählt. Nach sieben Jahren
Kunstuni-Malerei-Sendepause beweist sie damit, dass Totgesagte tatsächlich
länger leben¼
Positionen neuer Malerei: Eishockey-Cracks von Helene Schober und
ironisches "Sommerkleid" von Alfred Grubbauer Foto: OÖN7Judmayer