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19.09.2003 - Kultur&Medien / Ausstellung
Jüdisches Museum: Rampe der Moderne
Das Jüdische Museum erinnert in einer Ausstellung an die Galerie Miethke als 1. „moderne“ Galerie Wiens.

Er begann mit Alten Meistern und Hans Makart und machte sich damit als Kunsthändler einen Namen. Mit dem Erwerb des Palais Eskeles – dem heutigen Jüdischen Museum – in der Dorotheergasse erweiterte der aus Potsdam zugereiste Galerist Hugo Hermann Werner Ottomar Miethke seinen unternehmerischen Aktionsradius und zeigte erstmals auch zeitgenössische Kunst. Das war 1895.

Als Miethke einige Jahre später die Galerie verkauft, etabliert sich das Haus unter seinem neuen künstlerischen Leiter Carl Moll als führende Avantgarde-Startrampe der Monarchie. Moll schießt Wien ins 20. Jahrhundert: Er zeigt Monet und Manet, Cezanne, Gauguin und van Gogh. Die Galerie vertritt Gustav Klimt exklusiv und getraut sich, Egon Schieles erste Einzelausstellung zu präsentieren. Sein Nachfolger Hugo Haberfeldt zeigt 1914 eine Personale von Pablo Picasso – eine Sensation, die wie viele andere Aktivitäten der Galerie in Vergessenheit geriet. Das Jüdische Museum der Stadt Wien widmet nun seine Jubiläumsausstellung (10 Jahre im Palais Eskeles) jenem künstlerischen Kraftzentrum, das an seinem Standort das frühe 20. Jahrhundert prägte, und dokumentiert anhand von Dokumenten, historischen Fotos, Katalogen, Plakaten und einigen ausgewählten Gemälden die Geschichte der Galerie und des Palais.

Verlängerung! Noch bis 26. Oktober ist in der Dorotheergasse die Musikausstellung „Quasi una fantasia – Juden und die Musikstadt Wien“ zu sehen. Die Schau führt den Anteil der Juden am Wiener Musikleben vor, illustriert die Funktion der Musik als Sprache der Assimilation und zeigt schließlich auch deren Grenzen auf – ein präziser, kritischer Rückblick auf Wien als Musikstadt.


Tipp:

Jüdisches Museum Wien: „Galerie Miethke. Eine Kunsthandlung im Zentrum der Moderne“, 19. 11.–8. 2. 04. Tel: 01/5350431

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