DiePresse.com | Kultur | Kunst | Artikel DruckenArtikel drucken


"Art Brussels": Sorry, wir starten jetzt durch

24.04.2010 | 18:10 | von Sabine B. Vogel (Die Presse)

Die "Art Brussels" gilt als Entdeckermesse und ist von hoher Qualität.

„Absolut großartig“, schwärmt Wilhelm Schürmann. „Die Messe ist übersichtlich, von höchster Qualität und es gibt viel zu entdecken.“ Die „Art Brussels“, so der allgemeine Tenor, ist eine Entdeckermesse. Das war nicht immer so. Im September 1967 eröffnete die allererste Messe für Gegenwartskunst, damals „Kunstmarkt Köln“ genannt. Schon wenige Monate später folgten 15 belgische Galerien dem Vorbild und starteten die „Art Actuel“ in Brüssel.

Knapp 30 Jahre lang blieb diese nur zweijährig stattfindende Messe eine regionale Veranstaltung, bis Karen Renders 1997 das Ruder übernahm, den Namen änderte und in jährlichem Rhythmus ein breites Netzwerk zu bilden begann. Heute gehört die Art Brussels zu den wichtigsten internationalen Kunstmessen Europas, an der dieses Jahr 172 Galerien aus 24 Ländern teilnehmen.

Renders hat große Pläne. Denn die Art Brussels soll – neben der „Art Basel“ und der „Frieze“ in London – eine der Hauptmessen Europas werden. Für Brüssel sprechen dabei die zentrale Lage, der Zuzug von mehr und mehr Künstlern und Galerien wie die Brüssel-Filialen von Barbara Gladstone oder Nathalie Obadia – und vor allem die enorme Anzahl an gut informierten ernsthaften Kunstsammlern.

Während der Voreröffnung waren an allen Ständen intensive Gespräche zu beobachten. Werke werden mit kritischen Blicken geprüft, die Anfragen konzentrieren sich bei Thoman auf Herbert Brandl, bei Krinzinger auf die frechen Grimassen von Gavin Turk, bei Hilger auf die Wandteppiche von Sara Rahbar und bei Charim sind schon nach kurzer Zeit die düster-mysteriösen Gemälde von Daniel Pitin verkauft.

Das VIP-Publikum, das die Kunstmessen in den Jahren vor der Krise auf der Suche nach Champagner und Partys bevölkerte, fehlt hier erfreulicherweise. Das lässt sich an dem fehlenden Gedränge in den Gängen ablesen, vor allem aber am Niveau der Werke. Den Platz der gefälligen Wohnzimmerware haben eher konservative bis konzeptuelle Malerei und installative Werke eingenommen, raumgreifende Konstruktionen von Heather Rowe (Zink, Berlin) oder die 64 Spiegel, die sich wie eine kleine, unheimliche Armee ruckartig auf die Bewegung von Betrachtern ausrichten.

Schürmanns Favorit übrigens ist die von Jansson Stegner zusammengestellte „Mini Sculpture-Show“ in der Galerie „Sorry We're Closed“ (Brüssel)– fast eine eigene Miniaturmesse.

Bis 26.4. www.artbrussels.com


© DiePresse.com