VON CHRISTA
DIETRICH E-MAIL: christa.dietrich@vn.vol.at
Feldkirch (VN) Von der Öffentlichkeit kaum wahr- genommen, jährte
sich am vergangenen Wochenende der Geburtstag des Vorarlberger
Malers Angelo Montibeller zum 100. Mal. Mehrere Tausend Arbeiten hat
der Künstler hinterlassen.
Angelo Montibeller hat das Malen, Zeichnen und Aquarellieren
leidenschaftlich betrieben, weiß der Kunsthistoriker Karlheinz
Pichler.
In einem Vorarlberger Industriebetrieb beschäftigt, hat er mehr
oder weniger jede freie Minute vor der Staffelei oder mit dem
Skizzenblock verbracht. "Er war kein Neuerer", so Pichler, sei
deshalb auch kaum über die Region hinaus bekannt geworden, habe als
Landschaftsmaler, Porträtist und Aktmaler allerdings bemerkenswerte
Qualität erreicht.
Während die Ölbilder unterschiedlich einzustufen sind, sei das
zeichnerische Werk geradezu brillant. Pichler: "Mit raschem und
sicherem Strich erfasste Montibeller stets das Wesentliche einer
Situation und setzte es entsprechend ins Bild."
Auch im Landesmuseum
Aktmalen und -zeichnen hat Montibeller sogar in Kursen
unterrichtet was in Vorarlberg wiederum die Moralwächter auf den
Plan rief. Wer sich kaum mit Kunst beschäftigte, oder in einem sehr
restriktiven Klima aufgewachsen war, projizierte die eigenen
Vorstellungen mitunter auf andere. Montibeller konnte sein Umfeld
bzw. etwaige Modelle dann doch überzeugen, dass Aktzeichnen und
-malen keineswegs orgienähnlich vonstatten geht. Jedenfalls hat der
in Frastanz aufgewachsene Künstler sehr viele private Sammler
gefunden. Auch das Vorarlberger Landesmuseum und einige Gemeinden
haben seine Werke gekauft.
Während ihm die Aktmalerei gegebenenfalls einigen "Ärger"
einbrachte, wurde ihm die unbremsbare Malleidenschaft einmal
wirklich zum Verhängnis. Weil er eine Brücke malte, bezichtigte man
ihn während des Krieges der Spionage. Er kam in Haft.
Zur Montibeller-Retrospektive, die im Dezember im Feldkircher
Palais Liechtenstein stattfindet, wird Karlheinz Pichler auch einen
Werkkatalog herausbringen.