Ästhetik und Ironie | |
"Wie ein Zauberer, ein Alchemist, versuche ich, die
unterschiedlichen Elemente zu verbinden", sagt Fabrizio Plessi zu seiner
Arbeit. |
"Only Fire" ist der Titel der aktuellen
Ausstellung mit Arbeiten des Venezianers Fabrizio Plessi, die derzeit in
der Sammlung Essl in Klosterneuburg zu sehen ist. Gezeigt wird die Schau
bis 17. Februar kommenden Jahres.
Erst vor wenigen Wochen erregte der venezianische Künstler Fabrizio
Plessi großes Aufsehen, als er zur Zeit der Biennale in einer
Rauminstallation sämtliche Fenster des Markusplatzes abwechselnd in Brand
oder unter Wasser setzte. Auch seine in der Sammlung Essl gezeigten
Video-Installationen, die Plessi mit archaischen Materialien wie Holz,
rostigem Eisen oder Stroh kombiniert, sind vom Thema Feuer dominiert. Brennende Emotionen
Ein riesiger Baumstamm schwebt in der Rotunde der Sammlung Essl. Unten
strömt er Feuer aus, das in einem eisernen Wasserbassin aufgefangen wird.
Rundherum schräge, rostige Wände, an denen mittels Tauen Eisenstühle,
Karren oder Baumstämme befestigt sind. Im Inneren jedes Baumstammes lodert
ein Feuer - auf einem gut versteckten Monitor. Diese Seele seiner
Baumstämme, wie Plessi sie nennt, brennt für die Emotionen, für die
Sehnsüchte und für die Euphorie. "Wichtig ist mir, auch in den Betrachtern die Seele zu entzünden. Denn
im Zeitalter der Globalisierung ist die Seele verloren gegangen. Die
Seele, die im Inneren meiner Arbeiten, meiner Bäume leuchtet, ist aus
Feuer" erklärt Fabrizio Plessi. Eigenwillige Poesie Die Arbeiten von Fabrizio Plessi strömen eine eigenwillige Poesie aus:
Die archaischen Materialien, ergänzt durch moderne Videoscreens, erzeugen
ein starkes Spannungsverhältnis. Erstaunlich ist, dass den Part der Seele
gerade die moderne Technologie übernimmt.
"Bei dem Wort Seele denkt man gewöhnlich an archaische Formenwelten.
Ich aber denke: Die wahre Seele ist heute die Elektronik. Und ich bin eben
ein digitaler Aboriginee", stellt der Künstler fest. Kein Video-Künstler Fabrizio Plessi setzte das Medium Video als einer der Ersten ein. Er
wehrt sich aber dagegen, als Videokünstler bezeichnet zu werden. Man habe
ja Michelangelo auch nicht als Marmor-Künstler bezeichnet, nur weil er mit
Marmor gearbeitet habe.
Kurator Peter Baum, der die Eröffnungsrede halten wird, meint zu dieser
Haltung Plessis: "Er wehrt sich damit gegen die Überbewertung der jeweils
neuesten Technologien. Entscheidend ist immer der Geist dahinter und die
Fähigkeit, etwas adäquat umzusetzen. Wenn es daran mangelt, hilft die
neueste und aufwendigste Technologie nichts." Mediterrane Ästhetik und Ironie Den Arbeiten Plessis ist nicht nur eine sehr mediterrane Ästhetik zu
eigen. Ihre monumentale Wucht wird durch einen Schuss Ironie gemildert.
Peter Baum dokumentiert mit einer Anekdote, wie Fabrizio Plessi bereits in
früheren Arbeiten versuchte, Elemente wie Feuer und Wasser zu
bändigen: "Ich habe ihn einmal beobachtet, allerdings nur am Foto, als er im
Canal Grande mit einem Fuchsschwanz am Werk war. Plessi versuchte, das
Wasser durchzuschneiden. Es war eine ironische Metapher, die Welt zu
erobern. Ulkiger kann man es gar nicht anstellen", so Peter Baum. Klang-Kommentar Als Klang-Kommentar hat der Komponist Karlheinz Essl eigens für die Plessi-Schau die Sound-Landschaft "ON FIRE" komponiert, die den Besucher in den beiden Ausstellungsräumen - der Großen Halle und der Rotunde - begleitet. | ||||||||||