Tiere waren für Frida Kahlo Babyersatz: Aber jene vom "Selbstbildnis mit Affen" (1943) stellen ihre Schüler dar.
Wien - Traurig, aber wahr. Beim Namen Frida Kahlo fallen bei gefühlten 99 Prozent der Männer zwei Wörter: "Zusammengewachsene Augenbrauen." Meist wird noch das Adjektiv "schrecklich" hinterhergeworfen. Und manchmal folgt mit deutlichem Entsetzen in der Stimme auch das Wörtchen "Da-men-bart".
Aber auch aus weiblicher Perspektive ist der Blick auf die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo (1907-1954) nicht viel weniger stereotyp. Da ist die Malerin abonniert auf den Typus der tapferen Schmerzensfrau, auf eine Art weiblichen Christus, eine "mexikanische Heilige mit Pop-Charakter". Ein Bild, an dessen Inszenierung die Künstlerin mit ihren heute weltberühmten Selbstporträts - etwa mit Dornenhalsband - heftig mitbastelte: eine Heilige, die körperlichen und auch seelischen Leiden einer immer wieder betrogenen Ehefrau eigensinnig trotzte. Kahlo ist eine Mater-Dolorosa zum Mitfühlen und eine stolze und selbstbewusste Identifikationsfigur, die es in einer konservativen patriarchalen Gesellschaft wagte, eine von Künstlerinnenseite nie dagewesene Ich-Bezogenheit an den Tag zu legen.
Ihren Platz in der feministischen Kunsttheorie hat Kahlo schon seit den späten 1970er-Jahren, also lange bevor in den 90ern der Kahlo-Boom begann. Dessen vorläufiger, medialer Höhepunkt ist das schwelgerische Biopic 2002 mit Selma Hayek.
Bis zu acht Stunden lang sind Menschen, überwiegend Frauen, zuletzt in Berlin in der Schlange gestanden, um den stilistisch zwischen Surrealismus und neuer Sachlichkeit verpflichteten "Seelenkitsch" Kahlos anzusehen. Auch das Kunstforum, wo nun die koproduzierte Schau (50 Gemälde, 90 Zeichnungen, viele Fotografien) gezeigt wird, muss sich also auf Besucherströme einstellen.
Erdrückende Biografie
Zweifelsfrei: Das Biografische ist untrennbar mit Kahlos Werk verknüpft, aber die biografische Deutung scheint ihr Werk nahezu zu erdrücken. Wegen einer Kinderlähmung hinkt die Tochter eines deutschstämmigen Fotografen zeit ihres Lebens. Bis zu einem Busunfall 1925 ein vergleichsweise kleines Handicap. Da jedoch bohrt sich eine Metallstange durch den Leib der 18-Jährigen, um am Geschlecht wieder auszutreten. Ihr Leben im Stützkorsett ist fortan dominiert von Schmerzen, die sie zeitweise ans Bett fesseln. Das Unglück markiert den Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit.
Dies, aber vor allem die quälende Beziehung mit dem zwanzig Jahre älteren Maler und Kommunisten Diego Rivera, den ihr die Fotografin und Revolutionärin Tina Modotti (ihr Werk zeigt zeitgleich das Kunsthaus Wien) vorstellte, wird in der Kahlo-Rezeption zum roten Faden. "Das allein ist mir zu oberflächlich", sagt Florian Steininger, der die Ausstellung mitkonzipiert hat. Freilich gelingt es auch der aktuellen Schau nicht, diesen Blick gänzlich zu zertrümmern. Insbesondere der Katalog streut Momente, die die Figur Kahlo um einige - nicht nur sympathische - Aspekte bereichern und unter anderem Zweifel an ihrer Rolle als Revolutionsfigur schürt. Steininger widmet sich der kultischen Selbststilisierung Frida Kahlos: Sie verewigte und erhöhte sich im Stil christlicher Ikonen, in vergleichbaren symmetrischen Kompositionen und mit autoritärem Blick. Motivisch und als Frauenfigur verortete sie sich zwischen Tradition und Moderne, zwischen Spiritualität und Archaik. Es sei ihr Trost gewesen, für die Nachwelt als "todgeweihte Ikone" zu überleben. Das klingt doch ganz anders alsdas häufig herangezogene wehleidige Zitat "Ich male mich, weil ich so oft allein bin".
Frida Kahlo war in Bezug auf ihre Karriere eine kalkulierende Person, die absolut keine Lust hatte, im Schatten ihres Mannes zu stehen. Als sich in ihrem "Casa Azul" Trotzki und Breton kennenlernten und mit Rivera eine trotzkistische Kulturplattform gründeten, nutzte sie die Möglichkeit, als deren Botschafterin nach New York, Paris und London zu reisen, um dort auszustellen. Im Freundeskreis soll sie über ihre kulturelle Identifikation aber ironische Bemerkungen gemacht haben.
Und dass sie nach ihrer Abreise aus Paris 1939 abfällig über die Bohemiens sprach, die in den Cafés stundenlang auf ihren "feinen Ärschen" sitzend über die Revolution "quatschten", könnte auch nur eine Retourkutsche gewesen sein. Denn André Breton, die "erbärmliche Kakerlake", wollte seinem Versprechen, sie auszustellen, nicht mehr nachkommen. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 1. September 2010)
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hatte
gestern bereits das vergnügen die ausstellung besichtigen zu können.
besitzt eine gewisse indensität, sehr gut angeordnet. durch die
verschiedenen bilderrahmen und teilweise großzügigen anordnung erlangen
einige von ihnen eine enorme kraft.
die auch vorhanden fotos und persönliche gegenstände, wird der biografie der künstlerin ein sehr hoher stellenwert beigemessen.
sie scheint allgegenwertig als künstlerin sowie auch als mensch.
beim bild IM BUS unterlief ein kleiner fehler bei der beschriftung hoffe er bleibt.
eine einzigartige möglichkeit sich mit einer sehr außergewöhnlichen
frau und einer großen künstlerin des vergangenen jahrhunderts zu
verbinden.
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