|
Galerie Ulysses. Franco Kappls Werkauswahl zeugt von
einem dem expressionistischen Duktus abschwörenden Stil, ohne die
persönliche Handschrift zu negieren. Aus seinen frühen dem Informel und
der Graffitikunst nahestehenden Arbeiten entwickelt Franco Kappl malerisch
sensiblere, mit Atmosphäre und Licht aufgeladene Farbfelder: Hell-Dunkel,
Fläche-Raum, zurückhaltender Kolorit. Wenn auch Naturmomente wie Himmel,
Wolkenschleier oder Wasseroberfläche ins Assoziationsfeld rücken, sind
Kappls Bilder von Haus aus abstrakt und führen die Freiheit der gemalten
Farbe vor Augen. Dabei sind seine Gemälde durchaus klassisch, monumental,
in sich ruhende Würfe. (I., Opernring 21; bis 8. März)
Galerie Exner. Ludwig Merwarts Schau steht im Zeichen der
exquisiten Eisenätzungen. Malerische Eigenheiten werden brillant auf das
Blatt Papier gedruckt. Oft haben die Unikatdrucke mehr Tiefe und Spannung
als ihre Pendants als Tafelbild. Feine Überschichtungen von monumentalen
tektonischen Formen korrespondieren mit transparenten rauchigen Farbtönen.
Marielis Seylers Photozyklus Stillness erzählt von der sehr ästhetisierten
"Harmonie" von Mensch und Natur. Schroffe dunkle Landschaften, in der eine
weibliche Figur mit wallendem weißen Gewand "graphisch" eingebettet ist.
Die psychische Note changiert zwischen Verletzbarkeit, Isolation und
Geborgenheit des Individuums. (I., Rauhensteingasse 12; bis
25. Februar)
Krinzinger Projekte. Tirol Transfer stellt Dialoge junger
Tiroler Künstler mit ausländischen Protagonisten vor. Oft werden schöne
Gegenüberstellungen erreicht, wie etwa im Beispiel Raitmayr und Mellyn.
Beide thematisieren stark das Verhältnis zwischen Fiktion und Realem - mit
Verfremdungseffekten. Christoph Raitmayr baut neutrale Regale und Möbel,
die er mit Klassikern der Designgeschichte wie Mies van der Rohe oder
Charles & Ray Eames appliziert. Sean Mellyn führt das Scheinmoment
eines gemalten Kinderporträts in den Realraum, in dem er ihm eine
dreidimensionale Nase aufklebt. Judith Weratschnigs Zeichnungen, die
inhaltlich mit den Sadomaso-Sujets von Bjarne Melgaard korrespondieren,
zeugen vom präzisen Realismus im Zeichnerischen, wirken inhaltlich "hip",
"low" und subkulturell - Tattoo, Gothic, düstere Plattencover. (VII.,
Schottenfeldgasse 45; bis 29. März).
© Die Presse |
Wien
|
|