Positive Bilanz mit Nachreichung

Über erfolgreiche neun Monate seit der offiziellen Eröffnung des MQ freute sich dessen Geschäftsführer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Doch Kritik wurde laut.


Rund 55 Prozent der 1,4 Millionen Areals-Besuche, die seit Juni verzeichnet wurden, machten zahlende Besuche aus, rund 700.000 bis 750.000 Besuche galten also den verschiedenen Institutionen im Areal. Weiters wurden Details über die Startphase des "quartier21" präsentiert, das am 13. September, einem Freitag, eröffnet wird.

"Guter Eindruck"

Wolfgang Waldner / ©Bild: APA
Wolfgang Waldner / ©Bild: APA

Das MQ freute sich auch über eine hohe Akzeptanz bei den Besuchern. Nach einer bereits im Dezember veröffentlichten Studie hatten neun von zehn Besuchern vom MQ einen "guten" bis "sehr guten" Eindruck, 95 Prozent wollten das Areal wieder besuchen. Auch über die nicht zahlenden 45 Prozent, die das Areal für "reine Zwecke der Naherholung" benützen, zeigte man sich erfreut: "Wir möchten das MQ als eine einzigartige Stadtoase präsentieren", meinte Waldner, der mehrere Male betonte, dass die Bilanz "aus der Sicht der (MQ-Betriebs-)Gesellschaft, wie man hinzufügen muss", präsentiert werde.

"Behindertengipfel"

Bezüglich der umstrittenen Behindertentauglichkeit des Areals meinte Waldner: Obwohl das MQ "aus unserer Sicht zunächst Ö-Norm-gerecht, also gesetzeskonform", gebaut worden sei, habe man erkennen müssen, dass "zur Barrierefreiheit ein langer Weg" führt. In den bisher "drei bis vier 'Behindertengipfeln' haben wir die Problemzonen definiert und begonnen, sie abzuarbeiten".

Sommerprogramm

Im Zuge des Sommerprogrammes im Museumsquartier (MQ) soll der MQ-Hof zum "größten Wohnzimmer Wiens" werden. Josef Trattner hat dafür überdimensionalen "Sommersitz"-Skulpturen geschaffen: Schaumstoff-Objekte im MQ-Innenhof können den ganzen Sommer lang, bei wöchentlich wechselnder DJ-Kulisse, zum Sitzen benutzt und auch von den MQ-Besuchern selbst zu neuen Kombinationen zusammengestellt werden.

"Es wird viel los sein im MQ im Sommer", schilderte "quartier21"-Beirat Vitus Weh. Wöchentliche, vom Musikjournalisten (und "Electric Avenue"-Kurator) Thomas Edlinger programmierte Kulturpicknicks innerhalb des MQ wird es im Sommer ebenso geben wie einen "multifunktionalen Keks-Container", von dem aus verschiedene Parcours durch das Gelände des MQ führen werden. Auch das legendäre Wiener "Galcis Beisl" wird neueröffnet.

Und raus bist du...

Für die umstrittene und streitbare Netzkulturiniative Public Netbase wird im MQ künftig kein Platz mehr sein. Public Netbase habe die Platzangebote, die der für die Vergabe der Flächen zuständige Beirat sowie die Museumsquartier-Gesellschaft gemacht hätten, als unzureichend abgelehnt, erklärte Museumsquartier-Chef Wolfgang Waldner gegenüber der APA. Daraufhin habe er mit den anderen Gruppen verhandelt und jene Flächen, die für Netbase in Frage gekommen wären, vergeben: "Statt Public Netbase werden nun andere einziehen." Ein letztes Schreiben, das er im Jänner an Netbase geschickt hätte, wäre seither unbeantwortet geblieben. Public Netbase überlegt nun (wieder) rechtliche Schritte.

Depot kehrt zurück

Die Kunst- und Theorieinstitution depot werde höchstwahrscheinlich den bereits früher von ihr bespielten Raum erhalten, lediglich Detailfragen wären noch zu klaren, meinte Waldner. "Die Verträge mit den anderen bisherigen sogenannten Drittnutzern sind praktisch unter Dach und Fach."

Die positive Bilanz Waldners stößt indes auf Kritik zahlreicher Nutzer, die in einer Aussendung die Besucherzahlen anzweifelten und über organisatorische und kommunikative Mängel klagten.

MQ schlüsselt zahlende Besuche auf

Als Nachreichung zur Kontroverse um die Besucherzahlen im MuseumsQuartier (MQ) listete die MQ-Betriebsgesellschaft am Donnerstag in einer Aussendung die zahlenden Besuche auf. Demnach wurden insgesamt 788.050 "Besucher mit Eintrittskarten" für die MQ-Institutionen wurden gezählt, wobei Inhaber von Kombi-Tickets, je nach Anzahl der besuchten Institutionen, mehrfach enthalten sind.

Dazu gerechnet werden die Ausstellung "Central artlab", die zur Zeit der MQ-Eröffnung im Fischer von Erlach-Trakt zu sehen war, sowie die kartenpflichtigen Arealsführungen der MQ-Betriebsgesellschaft (im Erfassungszeitraum vier mal wöchentlich, 25.500 Besuche).

Besucher-Zahlen bei Führungen

Bei den Führungen wurden "lediglich jene mitgezählt, die bezahlt haben", egal ob Gruppen- oder Einzeltarif, so MQ-Pressesprecherin Daniela Enzi gegenüber der APA. Die Zahlen der Hallen E + G (23.000) beziehen sich ausschließlich auf die Festwochen (Mai/Juni 2001). Insgesamt habe es dort "natürlich wesentlich mehr zahlende Besucher" gegeben, so Enzi. Für das Tanzquartier Wien liegen nur Zahlen aus dem Jahr 2001 vor.

Das Zahlenmaterial basiere auf Eigenangaben der einzelnen MQ-Einrichtungen bzw. auf Verkaufszahlen des zentralen MQ Ticket-Centers.

Die Zahlen im Detail

Nach Angaben der MQ-Betriebsgesellschaft sieht die Verteilung der Besucher auf die einzelnen Institutionen folgendermaßen aus:

  • Leopold Museum (seit 21. Sept. 2001): 250.000
  • MUMOK (seit 15. Sept. 2002): 130.000
  • Kunsthalle Wien (seit 9. Mai 2001): 165.000
  • ART CULT CENTER "TABAKMUSEUM" (seit 9. Juni 2001): 20.000
  • Achitekturzentrum Wien: 26.000 (Wiedereröffnung 27. Juni/Neueröffnung 10. Okt. 2001)
  • ZOOM Kindermuseum (seit 29. Sept. 2001): 80.000
  • Tanzquartier Wien (nur 2001, Halle G und Studios): 9.700
  • ImPulsTanz (Juli/August 2001): 14.850
  • Festwochen-BesucherInnen - Halle E + G (Mai/Juni 2001): 23.000
  • Central artLab: "Neue Kunst aus Mitteleuropa": 44.000
  • Ausstellungen im Fischer-von-Erlach-Trakt, 7. Juni - 15. Juli 2001), Arealsführungen der MQ E+B (Juli 2001 - März 2002): 25.500

Besucher-Gesamtzahl: 788.050

Mehr dazu in Harscher Kritik

Link: Museumsquartier Wien

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