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09. Jänner 2007
13:17 MEZ
Foto: APA/Schlager
Peter Noever

Foto: Regine Hendrich
Gerald Bast

Peter Noever fordert "Ministerium für Gegenwartskunst"
Direktor des Museums für angewandte Kunst (MAK) vermisste in der vergangenen Legislaturperiode ein "Bekenntnis zum Heute"

Wien - Um ein "Bekenntnis zum Heute" geht es Peter Noever, Direktor des Museums für angewandte Kunst (MAK), in der Kulturpolitik von morgen. Diese könne nicht weiterhin ausschließlich von Österreichs geistigem und kulturellem Erbe leben. Mit seiner Initiative "Gegenwartskunst in die Regierung", die er gemeinsam mit Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, ins Leben gerufen hat, pocht er nach wie vor auf die Schaffung eines eigenen Ministeriums.

"Wir erwarten uns eine Weichenstellung", sagte Noever, der derzeit in der Ukraine unterwegs ist, im Gespräch mit der APA. Von der neuen SP-Regierung fordere er ein "eigenes Ministerium für Gegenwartskunst, sei es auch noch so klein. Das könnte weltweit ein aufregendes Zeichen sein". In der neuen Legislaturperiode solle es verstärkt um die "eigene Existenz, die aktuelle Produktion in der Kunst" gehen. Noever erwartet sich mehr Mut zum Experiment, er hofft vor allem auf die Möglichkeit für Künstler, "frei von parteipolitischen Zwängen" zu arbeiten.

Bast: "Künstlerische Aktivität in der Defensive"

Auch Gerald Bast betonte, ein eigener Minister für Kunst sei unumgänglich. Auch der Kunstunterricht in den Schulen müsse dringend reformiert werden, für eine Zusammenlegung von Kunst- und Bildungsministerium wollte sich Bast jedoch nicht aussprechen. Der Ruf nach einem eigenen Ministerium resultiere nicht zuletzt aus der Tatsache, dass "alle Arten künstlerischer Artikulation in die Defensive zu treten drohen". Die stete öffentliche Aktivität der Naturwissenschafter fehle im Bereich der Kunst.

"Was würde passieren, wenn die Naturwissenschafter ihren Forschungsfonds verlören?" Angesichts dessen müsse die Schaffung eines Nationalfonds für Kunst diskutiert werden. Weitere sofort umzusetzende Ziele seien auch die Reform der Künstlersozialversicherung, die "so wie sie jetzt gelobt wurde, nicht zukunftsträchtig ist", sowie eine Kunstfinanzierung, die eine Signalwirkung für die Zukunft darstellt. Die Idee, das Amt des Kunst- oder Kulturministers mit einem Künstler zu besetzen, will Bast nicht ausschließen.

Über das Wahlergebnis sei Bast "überrascht, aber ich bin zuversichtlich, dass die neue Regierung die nötige Kraft zur Erneuerung hat". Die im Vorfeld der Wahl gestartete Initiative "Gegenwartskunst in die Regierung" möchte man jedoch als überparteilichen Anstoß sehen. (APA)


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