Salzburger Nachrichten am 11. April 2002 - Bereich: kultur
Im rechtsfreien Raum

Andreas Siekmann im Salzburger Künstlerhaus

Der Ausstellungsraum selbst kann gar nicht betreten werden. Immerhin ist es möglich durch rautenförmige Öffnungen hineinzuschauen. Dort ist sind Modelle eines Flughafens, einer von der Polizei zernierten Stadt sowie ein Gelände mit ländlich wirkenden Häusern zu sehen, und ein Teil des Raums ist durch eine Sesselreihe abgetrennt.

Was von diesen Arrangements zu halten ist, wird in der ehemaligen Ringgalerie sichtbar, und noch besser ist es, wenn der Künstler, Andreas Siekmann die Zusammenhänge erläutert. Siekmann interessiert sich für die Globalisierung, vor allem für den Aufwand, mit dem sie sich gegen ihre Gegner absichert. Ein Schauplatz ist die streng gesicherte Grenze zwischen Mexiko und den USA, ein anderer eine Stadt, wo unter massiven Sicherheitsmaßnahmen eine Konferenz der Macher stattfindet, und ein weiterer eine von vielen Fabrikshallen auf den Philippinen, in denen junge Frauen Sportschuhe einer amerikanischen Spitzenmarke fertigen. Ähnlich strikt von der Außenwelt abgegrenzt sind Flüchtlingslager in Australien. Auch mit ihnen beschäftigt sich Siekmann. Er fand heraus, dass es auf Flughäfen spezielle Zonen gibt, in denen Asylsuchende abgefangen werden, damit sie umgehend wieder abgeschoben werden können.

Siekmann, der für seine Arbeit den Titel "Die Exklusive. Zur Politik des ausgeschlossenen Vierten" wählte, stellt die einzelnen Aspekte als Bildergeschichten dar. Die Eizelbilder, farbige Zeichnungen, sind rautenförmig, so dass sie aussehen, als hätte man sie durch die Öffnung eines Maschendrahtzauns erblickt, wurden mit dem Computer erzeugt und an die Wand appliziert. Zwei schemenhaft erscheinende Figuren, die vermutlich das Gesehene aus ihrer Warte kommentieren, gehen durch die Geschichten. Es sind Vergil und Dante (die bekanntlich durch die "Göttliche Komödie" miteinander zu tun haben).

Siekmanns Absicht ist klar: Er vermittelt eine höchst pessimistische Sicht auf gesellschaftliche, den Freiheitsraum des Einzelnen drastisch einschränkende Entwicklungen. Siekmann ist wortgewandt und trägt, was er zu sagen hat, auch schriftlich vor. Noch mehr Überzeugungskraft traut er allerdings dem bildhaften Ausdruck zu.

Bis 2. 6. 2002. WERNER THUSWALDNER